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Albtraum Leipzig



Was war Leipzig doch für ein pulsierendes Fußballzentrum. VfB, LBC, Wacker, SpVgg, Spfr., Fortuna, TuRa, um nur die renommiertesten Klubs bis 1945 zu nennen. Mehrere wichtige Standardnamen stammen ganz oder anteilig aus dieser Stadt (s. „Vertiefungen / Erfinder bzw. Einführer“). Ohne DDR würde der VfB seit jeher zu Kernbesetzung der beiden höchsten Ligen zählen. Dahinter hätte sich im Bereich der Dritt- bis Fünftklassigkeit nach damaligem Stand der Dinge entweder Fortuna, TuRa 99 oder Wacker eingefunden. Alles wäre in Ordnung und wir könnten ruhig schlafen. Aber die Geschichte beschritt andere Wege.




Nach dem üblichen Heckmeck in den ersten eineinhalb Jahrzehnten wurden den Leipzigern in der DDR bekanntlich die beiden Vereine 1.FC Lok(omotive) und BSG Chemie vorgesetzt. Der zweite Name ergab sich von allein durch die Gleichschaltung anläßlich der Zugehörigkeit zum entsprechenden Trägerverband. Anders gestaltete sich die Lage bei Lok. Als einer von nur zehn auserwählten „Fußballclubs“ genoß man das erstaunliche Privileg der freien Namenswahl (siehe Hansa Rostock, Union Berlin und Rot-Weiß Erfurt mit ihren klassischen Vereinsnamen); vorgegeben war nur „FC“ oder „1.FC“ als Bezeichnungsname. Verunsichert durch soviel Freiheit beließ es der Klub fügsam beim Sponsorennamen der gütigen Reichsbahn, deren Kampfbegriff „Lokomotive“ die DDR ohne Umschweife aus der Sowjetunion übernommen hatte. Auch mit größtem Wohlwollen können wir diesen abwegigen bis albernen Vereinsnamen nicht in ein allgemeines Schlagwort umdeuten. Das ewige Doppelleben „Lokomotive“/„Lok“, bedingt dadurch, daß die eine Form zu lang und die andere zu kurz daherkommt, wobei zwischen ihnen die Aussprache des o umspringt, trägt auch nicht allzu sehr zur Überzeugungskraft bei. Eigentlich bräuchten wir uns darüber keine Gedanken mehr zu machen, denn bald nach der Wende verwandelte sich Lok in den VfB. Im Unterschied zur Vorkriegszeit strahlten die drei Buchstaben nun aus einem der herrlichsten jemals erschaffenen Wappen. Nebenbuhler Chemie fuhr derweil mit Böhlener Lizenz (Bestechungs-Pseudofusion Nr. 1) als FC Sachsen Leipzig fort. Das Feld war bestellt, konnte man meinen.


Es gab da nur ein kleines Problem. Während Leipzig im Bezugsrahmen DDR mangels Konkurrenz zwei hochklassige Klubs mit Anhängerschaften besitzen konnte und mußte, wurde für die Verhältnisse im vereinten Deutschland ein „Stadtverein“ erforderlich. Hatten andere Großstädte den Entscheidungskampf längst hinter sich, begann er hier erst zu toben. Reibungsverluste führten allerdings vorwiegend zu Lizenzverweigerungen und Insolvenzen anstatt zu sportlichen Erfolgen. Zu allem Überfluß steuerten beide Fanszenen in gegenseitiger Abstoßung unaufhaltsam politischen Milieus zu. Derbies fanden unter dem Hagel von Feuerwerkskörpern statt. Immer mehr Fußballfreunde wandten sich angewidert ab, obwohl gerade sie die Sache hätten an sich reißen müssen. Zuerst wurde der VfB in den Sand gesetzt und als 1.FC Lok(omotive) neugegründet. Die Spiel­berechti­gung für den gehobenen Wiedereinstieg kaufte man sich im fernen Torgau ein (Bestechungs-Pseudofusion Nr. 2). Sachsen spaltete sich in zwei Vereine auf, von denen die SG Leipzig Leutzsch, da fehlte bloß der Bindestrich, später SG Sachsen Leipzig, einen hübschen Namen hervorbrachte. Ihr trat mit der BSG Chemie Leipzig (BSG = Betriebs­sportgemeinschaft!) ein waschechter Zombie gegenüber. Auch zwischen diesen eineiigen Zwillingen verhärteten sich die Fronten vor allem aus politischen Gründen. Als die SG Sachsen schließlich aufgeben mußte, war der kuschelige DDR-Zustand endlich wiederhergestellt: BSG Chemie hier, 1.FC Lokomotive dort. Daß die erneute Inbetriebnahme dieser beiden Vereinsnamen nur das kollektive Versagen Leipzigs veranschaulicht, erkennt man wohl nicht. Zusätzlich wird durch die unnötige Anwendung in schlechten Zeiten auch noch der Kult aus besseren Tagen entzaubert. Und die abgeschreckte Jugend grübelt(e), weshalb die Vereine ihrer Stadt wie Schulfächer oder Spielzeug heißen.




Man hätte gewarnt sein müssen, daß Red Bull in das Vakuum einfallen würde. Schon Jahre vorher hatte der Brausekonzern beim FC Sachsen angefragt, ob er ihn umbenennen und umfärben, sprich auslöschen dürfe. Letztlich gelang der Ankerwurf beim skrupellosen Steigbügelhalter SSV Markranstädt (Bestechungs-Pseudofusion Nr. 3), der von RB‚L’ anschließend auch mit hochgezogen werden sollte. Für Leipzigs Fußballfreunde hätte immer noch die Möglichkeit bestanden, sich in der Not zu verbünden und den wildfremden Eindringling hochkant aus der Stadt zu schmeißen. Fußball-Deutschland wäre auf eine örtliche Initialzündung hin ganz sicher zu Hilfe geeilt. Im Derby gegen RB‚L’ wiesen die Lok-Fans per Überziehfahne auf den Faktor Tradition hin. Ja ach, Traditionslosigkeit gehört doch nun gerade zum Konzept, wie Red Bull bereits bei der feindlichen Übernahme von Austria Salzburg hinreichend dargelegt hatte. Über das Traditionsverständnis des 1.FC Lok, der den VfB auf dem Gewissen hat, läßt sich nebenbei auch streiten. Die volle Tragweite des Geschehens wurde zu diesem Zeitpunkt offenbar immer noch nicht gerafft: Leipzig bekam gerade seinen „Stadtverein“, aber keinen aus dem Volk heraus, sondern einen völlig beliebigen und ferngesteuerten! Am selben Ort, an dem die Menschen 1989 ihr Schicksal noch selbst in die Hand genommen hatten, als sie auf den Montagsdemonstrationen „Wir sind das Volk“ riefen, schauten sie nun einer fremden Macht beim Einmarsch zu! Mittlerweile hat man sich weitgehend unterworfen. Bei den Spielen von RB ‚Leipzig’ sind Menschen zu sehen, die machen, was ihnen verordnet wird - Kunden ohne menschlichen Charakter. Und wer sich beim Fußball so verhält, der tut das in anderen Lebensbereichen genauso! Schon deswegen ist es für eine Stadt die größte Schmach, von einem Red-Bull-„Verein“ heimgesucht worden zu sein.


Über die Erzwingung des Erfolgs mit kapitalistischen Mitteln (rechte Gewalt übrigens) bis zum wahren Daseins­zweck, die Spiele gegen herkömmliche Klubs als Projektionsfläche für Werbung zu benutzen, können hier nicht alle zigtausend Argumente gegen RB‚L’ behandelt werden. Bereits aus den drei Merkmalen Name, Farben, Wappen trieft eine nie erlebte Verachtung unserer deutschen Fußballkultur. Aufgabe von Vereinsnamen.de soll es natürlich sein, den fünffachen Nicht-Vereinsnamen „RB ‚Leipzig’“ auseinanderzunehmen: 1. „RB“ ist nur eine Notlösung, weil der Einheitsname für alle „Vereine“ des Brausekonzerns, „FC Red Bull“, gegen die DFB-Satzung verstieße. Besessen von Gleichschaltung fehlte gar die Muße, das inzwischen verbotene Einheitswappen anzupassen, auf dem anstelle des Schriftzugs „RedBull“ neben den Buchstaben „RB“ der Raum einfach leer blieb. 2. Offiziell schustert man sich dieses Kürzel aus dem Kunstwort „RasenBallsport“ zusammen. Wer einen so offenkundigen Blödsinn herausgibt, daß die Leute ihn in Gedanken spielerisch von sich aus auf „Red Bull“ korrigieren, verhohnepiepelt damit das gesamte Vereinsnamenswesen. 3. Obschon „Rasenball“ historisch für Lawn-Tennis stand, kann „RasenBallsport“ im Schlepptau von Rasensport und Ballsport zwar noch durchgewunken werden, doch wo ist bitteschön das Grund­wort? „Rasenballsport“ entspricht z.B. „Fußball“, ohne Klub, ohne Verein (daß grundwortlose Namen in der hiesigen Sammlung eine eigene Abteilung haben, bedeutet kein Gutheißen). 4. Wir beobachten nun eine absurde Namenspolitik, nach der RB ‚Leipzig’ die ausgeschriebene Fassung strikt meidet, um jah nicht von Red Bull abzulenken, während Kritiker diesen Bezeichnungsnamen aus Protest demonstrativ breittreten. Ausgerollte Bezeichnungsnamen führen im Tabellenbild jedoch erst recht zu Verwerfungen. 5. Auch „RB“ wird vom „Verein“ selbst kaum verwendet! Vielmehr nennt er sich zwecks größtmöglicher Nähe zu Red Bull exorbitant häufig beim Spitznamen „Rote Bullen“. Ein geschichtsloses Konstrukt kann nicht wissen, daß in den 80er Jahren die proletenhaftesten Kutten-Fanklubs aller Kurven so hießen ...



Schalten wir doch mal wieder rüber nach Probstheida. Als hätte das Schicksal nicht ohnehin schon heftigst zugeschlagen, sah sich Lok auch noch mit einem Vermarktungsverbot des eigenen Vereinsnamens gegeißelt. Für die Schriftzüge „1.FC Lok“, „1.FC Lokomotive“, „1.FC Lok Leipzig“, „1.FC Lokomotive Leipzig“ und das Wappen lagen die Markenrechte seit 2002 beim Geschäftsmann Jansen aus Baden-Württem­berg. Damals war Lok nur ein historischer Verein, spielen tat der VfB. Seitdem aber wenig später der VfB beerdigt und als Lok neugegründet wurde, zog Jansen Lizenzgebühren ein. Sicherlich, mit soviel Verschlagenheit kann keiner rechnen, doch trotzdem war das Problem hausgemacht, oder warum gibt es Lok überhaupt?! Ab 2013 fuhr der Klub die Krallen aus. Im Fanshop konnte man dann Artikel mit allerlei ausweichenden Texten und Symbolen erwerben, z.B. vollen Ernstes mit „EL OH KA“ darauf. Wenn das man nicht die Höchststrafe für einen Fußballverein ist! Niemandem nützte das was - weder Lok, noch den Fans, und dem Geschäftsmann auch nicht! Ein unbekannter Mäzen ermöglichte Lok 2015 schließlich die Auslösung. Gut so, denn daß der Verein zwischenzeitlich beim Patent- und Markenamt die Rechte für den „VfB Leipzig“ zeichnete, ließ vermuten, daß die Umbenennung in VfB tatsächlich als Fluchtweg offengehalten wurde. Mit der Umsetzung hätte man auch diesen Vereinsnamen endgültig aller Würde beraubt. Seinen ihm gebührenden Rang als „Stadtverein“ könnte der Klub ja nie mehr einnehmen.




Noch zwei weitere Gebilde müssen zum Leipziger Fußballzirkus gerechnet werden. „Roter Stern Leipzig“ heißt das eine; Bezeichnungsname Fehlanzeige. Über die rassistisch-faschistischen Wahnvorstellungen in diesem Kreise wollen wir uns hier nicht aufregen. Wer im (Vereins)Namen von Sozialismus und Kommunismus um den Ball kämpft, dem ist ohnehin nicht mehr zu helfen. Ungünstigerweise nimmt der Skandalklub eine wichtige Stellung im Stadtgeschehen ein, u.a. mit der größten Nachwuchsabteilung. Man kann sich an drei Fingern abzählen, daß die Jugend deshalb gehortet wird, um sie auf Linie zu bürsten. Schreck laß nach, 2014 wurde auch noch ein Bastard all dessen installiert, was eh schon in Leipzig vorhanden ist: Ein Politverein als Konstrukt mit dem furchtbaren Titel „FC Inter(national) Leipzig“. Was soll uns dieser Name sagen? In der ersten Stunde des deutschen Fußballs, als an der Ausländerfrage ganze Verbände zerbrachen, besaßen Vereinsnamen wie IFC oder ISC (München, Köln, Rostock) Aussagekraft. Heute aber kann „Inter(national)“ nur bedeuten, daß man einerseits allen anderen Vereinen Rassismus unterstellt, damit dieses Thema nie verfliegt, und daß andererseits die eigenen Mannschaften nach rassischen Gesichtspunkten zusammengesetzt werden !! Unklar bleibt, warum für dieses von Geisterhand angeschobene Vorhaben unbedingt höherklassig eingestiegen werden mußte, und zwar mit einer Lizenz aus dem fast 200 km entfernten Niesky (Bestechungs-Pseudofusion Nr. 4). Es wird wahrscheinlich nicht lange dauern, bis sich Inter als Nummer 2 hinter RB‚L’ eingerichtet hat.



Leipzigs Fußball ist ein waberndes Gebräu aus den Zutaten Identitätslosigkeit, Willenlosigkeit, Gewissenlosigkeit, Rückgratlosigkeit, Respektlosigkeit, Unfähigkeit, Fremdbestimmung, Führergehorsam, Gleichschaltung, Politisierung, Rassismus, Faschismus, Sozialismus, Kommunismus, Kapitalismus, Korruption und Retortentum geworden. Die Vereinsnamen sind aus Moskau (Lokomotive), Wolfen (Chemie), Belgrad (Roter Stern), Salzburg (Red Bull) und Mailand (Inter) zusammenkopiert. Leipzig hätte Spitzenfußball so verdient, vernimmt man im Zuge des Aufstiegs von RB‚L’ immer wieder. Warum und wofür ???