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Rettet den Vereinsnamen „Teutonia“!
„Teutonia“ war mal ein ganz gebräuchlicher Vereinsname. Zur Gründerzeit ungefähr von 1890 bis 1910 zählte er locker zu den
Ähnlich wie auch bei Viktoria, Germania und Alemannia schmolz der Bestand an Namensträgern nach und nach auf die heutigen 37 Stück zusammen (Stand 2018). Im ersten Moment mag das nicht bedrohlich erscheinen, Arminia gibt sich z.B. noch seltener die Ehre. Aber erstens kommt Teutonia von einem verdammt hohen Niveau, steht jetzt auf der Schwelle vom Massengut zu bezugslosen Einzelfällen, und wird dadurch des wahren Charakters beraubt. Zweitens ist weit und breit kein sicherer Spitzenklub zu entdecken, der den Namen wenigstens als Einzelfall am Leben erhalten könnte. Die einzige Resthoffnung Teutonia Lippstadt aus Westfalen wurde 1997 abgesägt. Bei allem Verständnis für die Notwendigkeit der Fusion mit Borussia, das war ein katastrophaler Schlag für den Namen und das Vereinsnamenswesen allgemein. Teutonia Watzenborn-Steinberg hätte seinen Namen 2018 bei der Fusion zum Gießener „Stadtverein“ problemlos durchbringen können, wollte aber unbedingt den eigenen Tod erleben. Drittens setzt sich der Abwärtstrend unvermindert fort. Von 2000 bis 2014 brach ein Viertel des Bestandes weg (aufgelöst, wegfusioniert, mit keiner Herrenmannschaft mehr im Spielbetrieb oder in anderslautenden Spielgemeinschaften). Nahezu alle verbliebenen Klubs hängen am Seidenen Faden. Die 23 Dorfklubs sind oft in so kleinen Orten daheim, daß man bald keine Kader mehr wird füllen können, und auch die zwölf wenig exponierten Großstadtklubs dürften sich dem grassierenden Fusionsfieber nur schwer entziehen können. Selbst die in Mittelstädten führenden Klubs Teutonia Uelzen und Teutonia SuS Waltrop haben ihre jeweiligen Konkurrenten nicht genug abgeschüttelt, um als „Stadtverein“ von der Bevölkerung die unumschränkte Ewigkeitsgarantie zu genießen; vielmehr befinden sich beide ebenfalls in der klassischen Fusionslage.
Gebiet |
2000 - 2018 weggebrochen |
Bestand 2018 |
Schleswig-Holstein, Hamburg |
Teutonia Alveslohe, Union-Teutonia Kiel, Teutonia Ottensen 05, Teutonia 1910 (ohne Ortsname, aus Altona) |
|
Niedersachsen |
Teutonia Erlte |
Teutonia Groß Lafferde, Teutonia Sorsum, Teutonia Stapelmoor, Teutonia Steddorf, Teutonia Tiddische, Teutonia Uelzen |
Ostdeutschland, Berlin |
Teutonia 23 Rastow, Teutonia Siegersleben, Teutonia Wehnde |
Teutonia Bockau, Teutonia Netzschkau, Teutonia Siersleben, SSC Teutonia 99 (ohne Ortsname, aus Spandau) |
Hessen |
Teutonia Bechtheim, Teutonia Laubach, Teutonia Steinheim, Teutonia Wallroth, Teutonia Watzenborn-Steinberg |
Teutonia Großenlüder, Teutonia Hausen, Teutonia Kohden, Teutonia Köppern, Teutonia Magdlos, Teutonia Staden |
Westfalen |
Teutonia Ossendorf, Teutonia Silixen |
Teutonia Altstadt Bielefeld, Teutonia Coerde 60, Teutonia Vinsebeck |
Ruhrgebiet |
Teutonia Ehrenfeld, Teutonia Lanstrop, Teutonia Riemke, Teutonia Schalke-Nord, Teutonia Überruhr, Teutonia SuS Waltrop (Freizeit-Fußball: Teutonia Essen 82) |
|
Nordrhein |
Teutonia Echtz, Teutonia Aldenhoven, Teutonia Niedermerz, Teutonia Widdersdorf |
Teutonia Kleinenbroich, Teutonia St. Tönis, Teutonia Weiden |
Rheinland-Pfalz, Saarland |
Teutonia Jägersfreude, Teutonia 08 Weiler |
|
Baden-Württemberg |
Teutonia Hirschlanden |
Teutonia Schonach |
Bayern |
Teutonia Haßlach |
Teutonia Gaustadt, Teutonia München, Teutonia Obernau, Teutonia Reichenbach |
Da wir im deutschen Fußball lediglich rund 20 typische, überall verwendbare Wortnamen besitzen, wäre es dumm, auch nur einen davon ohne triftigen Grund auszustoßen. Das Fehlen eines Mosaiksteinchens beschädigt obendrein das Gesamtkunstwerk. Also gilt es, weitere Löcher im Teutonia-Netz zu verhindern, möglichst sogar vorhandene Löcher zu stopfen. Dazu müssen zunächst die verbliebenen Namensträger fit gemacht werden. Diese neigen dazu, ihren Namen mit der engen Definition zu erklären, mit jenem Volksstamm aus Dänemark, der vor der Zeitenwende über die Römer herfiel und ihnen letztlich vernichtend unterlag. Bei dieser Deutung braucht man sich über mangelnde Akzeptanz im eigenen Verein und erst recht bei Fusionspartnern nicht zu wundern. Sie ist auch eine Unterstellung gegenüber den Urvätern, und sie wirft die Frage auf, wie Teutonia eigentlich zu einem großen Namen werden konnte. Nein, „Teutonia“ steht für Selbstbewußtsein auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene, für Identität als Volk, Menschenschlag und Verein, für Zufriedenheit mit sich selbst in der vertrauten Umgebung! Etwas Spielraum für subjektive Interpretationen macht den Namen nur noch schillernder und unangreifbar. So kann man mit guten Karten in unausweichliche Fusionsverhandlungen ziehen, deren Ziel es sein muß, den Namen Teutonia im Nachfolgeverein unterzubringen. Sowohl Dorfklubs als auch Stadtteilklubs können das „Heilbronner Verfahren“ vorschlagen (FC Heilbronn + Union Böckingen = Union Heilbronn). Demnach entstünde z.B. aus der Fusion zwischen dem Kleinstadtklub SV Musterstadt und dem Dorfklub Teutonia Musterdorf der Verein Teutonia Musterstadt. Dabei wird der eigene Ortsname oberflächlich zwar geopfert, doch lebt er in „Teutonia“ fort. Wer mit solch einem pfiffigen Angebot zugleich die oft sehr problematische Suche nach einem bequemen Ortsnamen für den Fusionsklub auflöst, kann mit Zustimmung rechnen. Und als weitere Handelsware hat man ja - sofern sie sich nicht gleichen - auch noch die Vereinsfarben im Köcher.
Um die Anzahl an Teutonia-Namensträgern auch wieder nach oben zu schrauben, sind zwei realistische Wege denkbar. Zum einen tun sich Freizeit-/Thekenmannschaften leichter damit, „martialische“ Namen auszuwählen, weil sie sich gern ironisch selbst auf die Schippe nehmen. Manchmal erfolgt aber eines Tages der Übertritt in den offiziellen Spielbetrieb - und der nötige Ernst ist da. Zum anderen kann man den Namen gegebenenfalls im Zuge von Fusionen oder auch ohne Anlaß aus der Mottenkiste der Vereinsgeschichte ausgraben. Nach dem „Eberswalder Verfahren“ (Motor Eberswalde + Freya Marienwerder = Preussen Eberswalde) ist der Name dann weder zu weit hergeholt, da er ja schon einmal getragen worden war (hier „Preussen“ von Motor Eberswalde), noch empfindet der andere Partner diese Namenswahl als schlagseitig und ungerecht. Auf diese Weise könnten Teutonia-Namensträger wieder in vier Großstädten (Chemnitz, Erfurt, Hamm, Kassel) zur zweiten Kraft werden, in drei Mittelstädten (Detmold, Gummersbach, Konstanz) zur Nummer 1. Für einen Lichtblick sorgt schonmal der württembergische TSGV Rechberg: Obwohl bereits 1936 aus dem Vereinsnamen herausgefallen, heißt die Mitgliederzeitung heute „Teutonia-Aktuell“. Laut neuer Vereinshymne brächte „Teutonia“ dort auch den Platz zum Vibrieren. Eben drum.