V E R E I N S N A M E N . D E

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Einstieg    • Sammlung Bezeichnungsnamen    • Sammlung Wortnamen    • Vertiefungen
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Club vs. Klub    • Phänomen Kleinbuchstaben im Kürzel    • Fusionsergebnisse
Willkür und Schicksal    • Erfinder bzw. Einführer    • Traditionsreichste Namensträger
Beeinflussung der Vereinsfarben    • Namensdarstellung in Wappen    • Hauptanfeuerungsrufe
Formale Zusätze    • Namensverbote    • Spitznamen    • Namenskultur und Volksaustausch




Namensdarstellung in Wappen



Im Gegensatz zu Territorial- und Familienwappen enthalten deutsche Fußball-Vereinswappen grundsätzlich Schrift. Zwar versuchten es gerade im Spitzenbereich immer mal wieder Klubs auch textfrei (Phönix Karlsruhe +, BFC Preussen, Hannover 96, TuS Duisburg +, 1860 München, Rot-Weiß Oberhausen, Darmstadt 98 und zuletzt bis 2012 Eintracht Braunschweig), doch bemerkten sie alle irgendwann die Unstimmigkeit. Den Hamburger SV muß man in diesem Zusammenhang herauslassen, hat dessen abstrakte Graphik doch einfach nichts mit deutschen Fußball-Vereinswappen zu tun. Das äußert sich weiters auch in der bedenklichen Deckungsgleichheit zwischen Wappen und Fahne bei diesem Verein.



Und was bekommt der Betrachter normalerweise zu lesen? Genau, in den Wappen wird verschieden ausführlich der Vereinsname dargeboten. Vollständig muß er dort nicht stehen, denn für die sichere Übermittlung der Identität des Klubs gäbe es ja die reine Textform; Wappen haben andere Aufgaben. Deshalb kann der Vereinsname durchaus runtergebrochen sein - bis auf ein Zahlenpaar oder einen einzigen Buchstaben. Solch ein Einzelbuchstabe müßte eigentlich vom entsprechenden Wortnamen herstammen. Für Herauslösungen aus Bezeichnungsnamen sind nur historische Beispiele bekannt: VfR 97 Breslau als „R“, ATV Grüna (sogar noch unter dem späteren Namen SV Grüna) als „A“, SpVgg Gelb-Weiß Görlitz als „S“, SuS Osnabrück als „S“, Spfr. Schwäbisch Gmünd als „S“, TSV Böel-Mohrkirch als „T“, VfV Hainholz als „V“. Beim VfR Breslau hat es mit der Wappengestaltung die unvergleichliche Bewandnis, daß aus Anlaß der Umbenennung vom vorherigen Vereinsnamen „Blitz“ (Wortname!) nur wenig dran gebastelt werden mußte. Unter den heutigen Klubs geben mindestens der VfL Oldenburg („L“) und die SpVgg Zella/Loshausen („S“) ihre Bezeichnungsnamen mit nur einem Buchstaben wieder, jedoch bleibt das nicht der gesamte Text im Wappen. Wurde der Einzelbuchstabe hingegen aus dem Ortsnamen gewonnen, wie bei VfL Wolfsburg, Dessau 05 und zwei bis drei Dutzend tiefklassigen Klubs, genügt das selbstverständlich nicht den Ansprüchen.




Oft erscheint der Vereinsname als Hauptelement des Wappens. Er kann auch als gleichberechtigter Bestandteil zum gefälligen Gesamtbild beitragen. Oder er nimmt sich bescheiden zurück und ist nur untergeordnet eingeflochten. Die Arten der Namenswiedergabe sind unerschöpflich. Auch hinsichtlich der graphischen Umsetzung der Schrift finden wir die ganze Fülle der Möglichkeiten vor. All das wäre genauerer Untersuchungen wert. Doch würden wir ab diesem Punkt in fremden Revieren wildern. Mit dem Sachverhalt Wappengestaltung sollten sich schon die heraldisch interessierten Fußballfreunde auseinandersetzen. Lassen wir hier einfach eine Tafel sprechen.





Trotz der vielfältigen Möglichkeiten verstoßen mancherlei Wappen mit falscher, irreführender oder ulkiger Namensdarstellung gegen traditionelle Werte. Darüber müssen wir reden. Folgende Probleme treten regelmäßig auf: 1. Vom Vereinsnamen ist allein der Ortsname erwähnt (besonders kraß TuS Wildberg 90 mit dem vollständigen Text „zu Wildberg“). 2. Vorhandene Wortnamen fallen unter den Tisch. Dies ist besonders mit Gut-Heil, Frischauf und „Vereinsnamen gemäß den Vereinsfarben“ zu beobachten. 3. Für das große Durcheinander um die Wörter Spiel-/Sport-/-verein/-vereinigung und die Kürzel SV/SpV/SpVg/SpVgg wird ein weiteres Faß geöffnet. Die bis dahin tadellos als SpVgg abgekürzte Spielvereinigung Landshut z.B. erscheint im Wappen plötzlich als „SVL“. 4. Buchstaben sind nicht unbedingt in der Weise angeordnet, wie das Auge von selbst über das Objekt wandert. Der 1.FC Kaiserslautern und Borussia Dortmund etwa können unmöglich beide von sich behaupten, eine natürliche Wegeführung angelegt zu haben (1.FCK gegen den Uhrzeigersinn, Borussia mit ihm). Vom Gestaltungsspielraum her ist das gedeckt, solange der Betrachter nicht zu falschen Schlüssen verleitet wird. Solches geschah beim FK Austria Wien und bei der SpVgg Erkenschwick, deren absurde entstehende Kurzformen „FAK“ bzw. „ESV“ auf die mißverständliche Anordnung in den Wappen zurückgehen. Auch beim Düsseldorfer TSV Fortuna folgte der Sprachgebrauch übrigens einer Wappenvorgabe, doch glücklicherweise erst nach der Fortentwicklung von „DTFSV“ zu „F95“ ... Am anfälligsten für Stellungsfehler sind die Bezeichnungsnamen mit T vorn. Bei ihnen wird das T oftmals in die Mitte des Kürzels (TSV, TSG, TSB) oder der entstehenden Kurzform (mit TV, TG, TB) gezogen, damit die Flügel sich symmetrisch über die beiden jeweiligen anderen Buchstaben legen können. Unnötig belustigend wirken gemischte Buchstaben-Zahlen-Reihen (FC Rot-Weiß Dorsten: „F 1919 C“, TSV Geiselwind: „19 TSV 47“) oder gänzlich gespaltene Zahlenpaare („6“ und „9“ statt „69“ beim Bentstreeker SV +). 5. In Wappen bewahrte veraltete Schreibweisen mögen ja als liebenswürdig gelten. Typisch sind hierbei Punkte hinter den einzelnen Buchstaben des Bezeichnungsnamens (Bsp: FSV Frankfurt) und „Sp“ statt „S“ (Bsp: SV Viktoria Aschaffenburg). Wenn sich der Grazer AK und der SK Vorwärts Steyr per Wappen noch immer mit „C“ schreiben, ist die Grenze aber vielleicht schon überschritten. Richtig happig wird es bei Arminia Ludwigshafen: Anstatt eines „L“ ist hier ein „R“ zu erspähen, obwohl sich der Klub bereits seit 1969 nicht mehr nach dem Stadtteil Rheingönheim nennt. 6. Aus gestalterischen oder Platzgründen werden gelegentlich Namensteile in einer Art weggelassen, die seltsam fußballfremde Kurzformen hervorruft/festigt (s. dazu auch „Vereinsnamen-Knigge / Klarheit beim Namensaufbau“). Beispiele wären der FC Würzburger Kickers mit „FWK“, die SG Aumund-Vegesack mit „SAV“, der SC Olympia Neulußheim mit „SON“. Und wenn das Wappen des VfJ Ratheim was von „Jugendsport“ verkündet, ist das auch nur die halbe Wahrheit.




Daß der Vereinsname im Wappen enthalten sein muß, ist nun klargeworden. Aus der anderen Ecke kommt ein weiterer Grundsatz entgegen: Kein Text über den Vereinsnamen hinaus! In der Tat lassen es fast alle Klubs dabei bewenden. Erblickt man doch mal Werbesprüche, Erfolge, die angebotenen Sportarten oder bei Jubiläen den Zeitraum bis zum aktuellen Jahr, handelt es sich meist nur um vorübergehende und/oder inoffizielle Wappen. Das aus den vier „Fs“ (Frisch-Fromm-Fröhlich-Frei) zusammengestellte Turnerkreuz und seine arbeitersportliche Abwandlung FFTS (Frisch-Frei-Treu-Stark) zeigen zwar Buchstaben, dies jedoch als wiederkehrendes Monogramm. Bleiben als gängige Ausnahmen von der Regel nur Jahreszahlen und deren Anbindungen (v., von, gegr., seit), soweit sie nicht eh zum Vereinsnamen gehören, und vor allem der formale Zusatz „e.V.“. Geographische Erläuterungen sind in Wappen fehl am Platz, denn wenn gleichzeitig so viele andere Klubs lediglich ein paar Buchstaben darin aufführen, ist die sichere Zuordnung doch offenbar kein Zweck von Wappen. Bis zu Rot-Weiß Oberhausen („Rhld.“ für „Rheinland“) und dem FC Homburg („Saar“) hat sich das noch nicht herumgesprochen, während der FC Thun sich wohl als Klub für das gesamte „Berner Oberland“ andienen möchte. Die Eintragung eines Spitznamens ist dem Stil unserer Wappen erst recht wesensfremd. Mit dem FC Ingolstadt sollte man schon deswegen keinen Frieden schließen. Weitere Normabweichungen rund um die wappentliche Namensdarstellung werden nachfolgend in Tabellenform gesammelt.




Wappen zeigt


Vereine


taggenaues Gründungsdatum


einige Berliner Klubs der 1890er Jahre (1893, Amicitia, Elf, Frankfurt,
Union 92, Triton Spandau), Berliner FC Meteor 06, Bremer FC Teutonia *+, SG Drohntal/Merscheid/Haag, SG Friedeburg 01, „Turnspielverein am Realgymnasium zu Halle“ +, SFC Papenburg +, Rastenburger SV 08 +, FC Meteor Waltershausen +


nur die Jahreszahl, obwohl gar nicht geprägt


TSV Beuren, Eintracht Ludwigslust, ASV Nickelsdorf - früher, SV Schwarz-Rot Niederhof, SV Puschendorf, SV Grün-Weiß Stetten, FC Trautmannshofen, „FC Friesische Wehde Zetel“. Bei der SG Miltitz ist es hingegen das Jahr der Ortsgründung, 1186 ...


zusätzlich vorherige Vereinsnamen / Namen von Vorgängerklubs


SG Bunstruth/Haina (SSV Bunstruth / TSV Haina) - früher, SV Aufbau Deutschbaselitz (Concordia), SV Drochtersen/Assel (Germania / VTV), SV Eime (MTV Armin 1909), SG Findorff (TVDB 1911 / TuS 1914), FSV Grüna-Mittelbach (A - für ATV), TSV Hagen 1860 (AH - für „Allgemeiner Hagener Turnverein“), ASV Hettenleidelheim * (ATSV Jahn), Köllner SV 90 (BSG Traktor Kölln 1964), LFV Sachsen Leipzig (C - für Chemie), FC Scharbeutz (GTV / OSV)


fehlende Vor-
schaltung „1.“


1.FC Altenmuhr, 1.FC Eibelstadt, 1.FC Frickenhausen, 1.FSC Lohfelden, 1.FC Stern Mögglingen - früher, 1.FC Pforzheim +, 1. Schleswiger SV 06


ausschließlich falschen Vereinsnamen oder sonstwie Sachfremdes


TSV Caßdorf (TuSpo), BuSG Aufbau Eisleben (Helfta 1909), TuS Essen-West 1881 (TSV), SC Fürstenfeld/Steiermark (FSK), Spfr. Fürth (BSC 1957), TuSpo Fürth 1895 + (TSV), KSG Gerlingen (KS), TuS Heiligenkreuz/Waasen (SVH), TuS 06 Heltersberg (SpTV), SuS Hörde (Sp Sp), SV Hörsum (Kultur­gemeinschaft), SV Budissa 08 Kleinbautzen (Betriebssportgemeinschaft Traktor), LSG 80 Oberheldrungen (Sportgemeinschaft), FT Oberrad 07 (ATuSB = der seit 1933 nicht mehr existierende deutschlandweite „Arbeiter- Turn- und Sportbund“), SV Murchin/Rubkow (Sportgemeinschaft Traktor), TSG Pasing (TS), ASK Riedlingsdorf (ASKÖ), TuS Schwachhausen (TSV) - früher, SV Blau-Weiß 07 Spremberg (Frisch-Frei-Treu-Stark), TSV Tunzenhausen (Turnverein), FC Frisch-Auf Weidelbach + (1.FC), SuS Vehrte (SSV), TSV Eintracht Wichmannshausen (TuSpo), TuS Wirbelau + (TuSpo)


Zusätzliches zum Vereinsnamen


TSU 1885 Augsburg + (Treue), TuS Bremen/Westfalen (Husaren), SV Dörlinbach (49ers), TuS Finkenbach (Elf), SV Frauenprießnitz (Land Thüringen), FC Geyer + (VMBV = „Verband Mitteldeutscher Ballspiel­vereine“), Harsleber SV Germania (DRZHLS = völlig unklar) - früher, SV Hesselhurst + (Jung und Froh), Spfr. Holzhausen (Tivoli), SV Kobrow + (DFB), TSV 1887 Neundorf/Anhalt (F - für Frisch-Fromm-Fröhlich-Frei), Niendorfer TSV (HSB = Hamburger Sportbund), FC Pasching (jung, dynamisch, erfolgreich), SG Eintracht Peitz (Sportverein), SV Rockau (All Heil = Radsportlergruß), SV See 90 + (Fußballverein), SV Traktor Sietow (Grüner Baum), ESV Lok Stralsund (Sportvereinigung) - früher, KSV Wessin (Footballclub), MTV Beetzendorf (das Monogramm der seit 1936 nicht mehr existierenden deutschlandweiten Deutschen Turnerschaft). Bei FC Borussia Niederroßbach, SV 47 Rövershagen und früher „FC Thundorf-Kickers“ sind es ihre Postleitzahlen. Bei FSV Waldthurn, TuS Wickede und früher SC Leinefelde 1912 ist es das DFB-Monogramm.


sonstige Merkwürdigkeiten rund um den Vereinsnamen


Ahrensburger TSV 1874 mit „A v. 1874“, Schwarze Elf Judenburg + trotz Verwechslungsgefahr mit dem Gründungsjahr 1901 in Ziffernschreibung „11“, 1.FC Kattowitz + gleich doppelt mit der sonst nie angewandten Schreibung „E(rster)FC“, TSG Kröllwitz in der Schreibweise „Cröllwitz“, SV Phönix 03 Ludwigshafen + mit der tollkühnen Abkürzung „PX“, SV Grün-Weiß Nadrensee in grün-roter Schrift, SG Nebelschütz mit Übersetzung ins Sorbische, FK Eger + mit „Fußballklub“ und „FC“, 1. Würzburger FV 04 + mit „1er“. Die Klubs TSG Heidelberg-Rohrbach, FG Rohrbach und TB Rohrbach-Boxberg schreiben allesamt das historische Stadtsiegel „ror“ anstelle ihres Ortsnamens.