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Traditionsreichste Vereinsnamensträger
Auf dieser Seite wird der eiserne Bestand traditionsreichster Vereinsnamensträger des deutschsprachigen Raums gewürdigt. Zugangsvoraussetzung sind das durchgängige Führen des haargenau gleichen Vereinsnamens und Fußballbetrieb seit mindestens 1906. Diese Jahresgrenze hat keinen tieferen Grund, doch ergäben sich auch keine zusätzlichen Erkenntnisse, schübe man sie bis zum ersten deutlichen Einschnitt 1914 hinaus. Die Beibehaltung eines Wortnamens bei Änderung des Bezeichnungsnamens genügt für diese Statistik also nicht. Vorübergehende, von der Politik erzwungene Unterbrechungen werden den Vereinen aber nicht zur Last gelegt. Die NS-Zeit und die DDR dauerten dafür jedoch leider zu lange (traditionsreichster Namensträger auf dem Gebiet der ehemaligen DDR ist die 1945 gegründete
Die Schweiz kann es sich leisten, so sagenhaft stark wie sie in dieser Wertung vertreten ist. Ihre Klubs werden in einer eigenen Spalte aufgeführt, erstens aus Achtung vor der unglaublichen Tradition, zweitens weil die so deutlich verschiedenen Vereinsnamenswesen nicht vermischt gehören. Dies beides wird auch miteinander zu tun haben: Wenn der erste Verein vor Ort gleich den universellen Namen „FC“ führte, stand die Bevölkerung wohl jederzeit dahinter und kam gar nicht auf den Gedanken, weitere Vereine zu gründen, wodurch sich dann eines Tages Fusionen aufgedrängt hätten. Auch die Tatsache, daß der schweizerische Vereinsfußball von Anfang an überhaupt nicht mit dem Turnen verbandelt war, hat ihm einigen Unbill erspart (u.a. eine „Reinliche Scheidung“, bei der sich 1923/24 in Deutschland hunderte bis tausende Vereine spalteten). Außerdem fallen für die Schweiz die kriegsbedingten Einschnitte und Neuanfänge weg.
Seit |
Deutschschweiz |
Deutschland, Österreich |
1886 |
Grasshopper-Club Zürich |
|
1888 |
Berliner FC Germania 88 |
|
1891 |
Karlsruher FV |
|
1893 |
FC Basel |
|
1894 |
FC Bern |
First Vienna FC 1894 (aus Wien) |
1895 |
FC Liestal, FC Stäfa |
|
1896 |
FC Zürich |
SC Minerva 93 Berlin |
1897 |
FC Baden |
Freiburger FC |
1898 |
FC Thun |
Berliner FC Preussen, Eimsbütteler TV |
1899 |
FSV Frankfurt, 1. Hanauer FC 93 |
|
1900 |
FC Blue Stars Zürich |
FC Starkenburgia Heppenheim, Steglitzer FC Stern 1900 |
1901 |
FC Nordstern Basel, FC Luzern, FC Solothurn |
SC Pforzheim, Rennweger SV, 1. Simmeringer SC |
1902 |
FC Aarau, FC Horgen, FC Langenthal |
Biebricher FV 02, Cronenberger SC, Essener SC Preußen 02, Mannheimer FC Phönix 02, VfVuJ Winden |
1903 |
FC St. Gallen, FC Wädenswil |
FC Viktoria Birkesdorf 1903, FC Borussia Derichsweiler, JVC Columbia 03 Drove, FC Germania 03 Friedrichsfeld, FK Pirmasens, FG Seckbach 02 |
1904 |
FC Interlaken, FC Romanshorn, FC Wohlen |
SV Blankenese, SV Kray 04, SC Alemannia 04 Lendersdorf, SC Viktoria 04 Rheydt, FV Saulgau 04, 1.FC Normannia Schwäbisch Gmünd, SV Wiesbaden, FV 04 Wössingen |
1905 |
FC Kempttal, FC Kreuzlingen, FC Red Star Zürich |
FC Alemannia 05 Eggenstein, BV 04 Düsseldorf, SpVgg Erlangen, BV 1905 Lünen, FC Alemannia 05 Niedermittlau, FC Teutonia Ottensen 1905, Rheydter SpV, 1.FC Schweinfurt 05 |
1906 |
FC Gossau, FC Herisau, FC Töß |
BV Altenessen, SV Viktoria 01 Aschaffenburg, FC Viktoria Berghausen, Berliner FC Meteor 06, Dürener SV 06, SSVg 06 Haan, 1.FC Hersbruck, FC Germania Karlsdorf, 1. Kasseler BC Sport 1894, Laerscher FC 06, 1.FC Lichtenfels, FV Viktoria 06 Neuenhaßlau, FC Rodalben, FC Germania 06 Schwanheim |
Zu der Übersicht sind noch einige Anmerkungen zu machen. 1. Beim FC Wohlen stand das Kürzel FC - ungewöhnlich für die Zeit - zunächst für „Footballclub“, was sogar noch auf die jüngeren Klubs FC Rheineck (1908), FC Cham (1910) + und FC Rebstein (1911) zutraf. 2. Mit dem legendären Eimsbütteler TV schafft es nur ein einziger angestammter Turnverein auf die Liste. Waren die Turner anfangs erbitterte Gegner des Fußballs, öffneten sie ihre Vereine im Allgemeinen nämlich erst ab ungefähr 1910 für das unwiderstehliche Spiel. Davon abgesehen erwiesen sich die meisten heutigen Turn- und Allsportvereine in ihren Lebensläufen als ähnlich fusionsfreudig wie unsere Fußballklubs. Und die Reinliche Scheidung umging der ETV übrigens durch Austritt aus der Deutschen Turnerschaft. 3. Da es sich nicht so leicht herauslesen läßt, sei festgehalten, daß im westdeutschen Raum der VfVuJ Winden traditionsreichster Namensträger ist (oder wenn man diesen wegen zwei Jahren Spielgemeinschaft ausbootet, dann der Cronenberger SC), während in Norddeutschland die SV Blankenese den Lorbeerkranz umhängen hat. 4. Obwohl gerade bezüglich seiner Namenstradition zum Hochadel zählend, muß man den FSV Frankfurt als tüchtigen Wackelkandidaten bezeichnen. Es bleibt ja nicht bei seiner allmählichen Optimierung von FSpV zu FSV. Aller Wahrscheinlichkeit nach dürfte damit eine erhebliche Änderung in der Benennungspraxis verbunden gewesen sein, denn „FSpV“ wird man lang als „Fußball-Sportverein“ gesprochen haben. Retten tut den FSV hier nur die Vermutung, daß bei den Klubs aus Blankenese, Kray, Rheydt und Düren Gleiches auch nicht auszuschließen ist.