- Z e n t r a l s t e l l e f ü r d e u t s c h e F u ß b a l l - V e r e i n s n a m e n -
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• Club vs. Klub
• Phänomen Kleinbuchstaben im Kürzel
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• Willkür und Schicksal
• Erfinder bzw. Einführer
• Traditionsreichste Namensträger
• Beeinflussung der Vereinsfarben
• Namensdarstellung in Wappen
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• Formale Zusätze
• Namensverbote
• Spitznamen
• Namenskultur und Volksaustausch
Erfinder bzw. Einführer der wichtigen Vereinsnamen
An dieser Stelle widmen wir uns der Angelegenheit, wann und von wem unsere wichtigen Vereinsnamen erfunden bzw. eingeführt wurden. Dazu sind die Namen in vier Gruppen eingeteilt. Zuerst werden die Wortnamen behandelt. Wie schon unter „Einstieg / Geschichtliche Entwicklung“ verraten, haben sie tendentiell einige Jährchen mehr auf dem Buckel als die Bezeichnungsnamen. Es versteht sich von selbst, daß sie - außer dem Scheinanglizismus „Kickers“ und eigentlich auch dem gegenüber „empor“ auf die erste Silbe umbetonten „Empor“ - nicht als Wörter neu erdacht, sondern nur zum Zweck der Benennung von Fußballklubs auserwählt wurden. In manchen Fällen waren übrigens die Rudervereine schneller, sogar beim Juxnamen „Tasmania“ (Tasmania Hamburg) und beim geographischen Namen „Werder“ (Werder Magdeburg). Als zweite Gruppe werden die standardmäßig aufgebauten Bezeichnungsnamen behandelt. In diesem Übergangsbereich zwischen Einführung und Erfindung lassen sich ebenfalls noch ganz gut die Erstanwender benennen. Bei der dritten Gruppe, den Bezeichnungsnamen mit Kleinbuchstaben im Kürzel, gestaltete sich die Evolution teils so komplex, daß die Tabellenform dafür nicht mehr gerechtfertigt ist. Und die Prägung von Jahreszahlen läßt sich zum Schluß dann nur als Fließtext darstellen. Noch drei allgemeine Anmerkungen: 1. Auf dieser Unterseite sind ausnahmsweise keine Kreuzchen für historische Klubs gesetzt, da fast alle davon betroffen wären. 2. Innerhalb eines Jahrgangs reihen sich die Namen alphabetisch auf. 3. Zu Rugby in der Zeit, als es noch unter dem Begriff „Fußball“ lief, siehe auch „Geschichtswerke / Rugby im Fußballgewand“.
Zeitpunkt |
Name |
Pionier |
Anmerkungen |
1872 (1888) |
Germania |
FC Germania Hannover (1872, Rugby), Berliner FC Germania (1888, Fußball) |
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1876 (1892) |
Arminia |
FC Arminia Frankfurt (1876, Rugby), Berliner FC Arminia (1892, Fußball) |
Von Berlin und einem Stuttgarter Rugby-Verein (ca. 1897) abgesehen, klaffte danach bis 1903 (Kassel, Leipzig, Rheingönheim) eine erhebliche „Arminia-Lücke“. |
1877 (1890) |
Concordia |
FC Concordia Frankfurt (1877, Rugby), Berliner FC Concordia (1890, Fußball) |
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1880 (1890) |
Alemannia |
FC Allemannia Frankfurt (1880, Rugby), Berliner TuFC Allemania (1890, Fußball) |
Die zunächst allgemein übliche Schreibweise dieses Namens war „Allemania“. Mithin unterschied sich auch die Aussprache von der heutigen. |
1880 (1892) |
Fortuna |
FC Fortuna Frankfurt (1880, Rugby), Berliner FC Fortuna (1892, Fußball) |
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1880 (1891) |
Teutonia |
FC Teutonia Frankfurt (1880, Rugby), Berliner FC Teutonia (1891, Fußball) |
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1881 (1889) |
Viktoria |
FC Victoria Frankfurt (1881, Rugby), Berliner TuFC Victoria (1889, Fußball) |
Ob die ab 1888 im Amt befindliche Kaisergattin Auguste Viktoria zur überwältigenden Beliebtheit dieses Namens beitrug, läßt sich nicht ergründen. Einerseits war er unter den 79 (!) Hamburger Ruderklubs mit Wortnamen vor 1888 noch nicht dabei, andererseits hätte sich die britische Königin Victoria im dortigen Fußball doch auch niederschlagen müssen, was aber nicht der Fall war. |
1890 |
Borussia |
Berliner FC Borussia |
Dieses heute so schmalspurig daherkommende Wort besaß in der Deutschen Schrift mit dem langgezogenen Doppel-s noch eine viel besser strukturierte und aufregendere Gestalt. |
1890 |
Vorwärts |
Berliner FC Vorwärts |
„Vorwärts“ ist nicht im Arbeitersport beheimatet! Die gleichnamige SPD-Zeitung war 1890 unbekannt. Vorwärts 90 leitete den Namen von „Marschall Vorwärts“ Blücher her. |
1891 |
Eintracht |
Berliner FuCC Eintracht |
Bekanntheit erlangte der Name aber ab 1895 durch den FuCC Eintracht Braunschweig. |
1892 |
Hertha |
Berliner FC Hertha |
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1892 |
Union |
Berliner TuFC Union |
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1893 |
Kickers |
FC Karlsruher Kickers |
Siehe „Geschichtswerke / Evolution von Kickers“ |
1893 |
Phönix |
Berliner FC Phönix |
Bekanntheit erlangte der Name aber ab 1894 durch den Karlsruher FC Phönix. Der Gründungszeitpunkt des zumindest 1896 bestandenen FC Phönix St. Gallen ist unklar. |
1893 |
Preußen |
Berliner FC Preussen |
Bekanntheit erlangte der Name aber durch den heutigen Berliner FC Preussen, der ab 1895 so hieß. Die stets von einem Teil der Namensträger verwendete Schreibweise mit „ss“ könnte auf das gänzliche Fehlen des Buchstabens „ß“ in den frühen Fachzeitungen zurückzuführen sein. |
1893 |
Rapid |
Berliner FC Rapide |
Bekanntheit erlangte der Name aber ab 1899 durch den SC Rapid Wien, der sogar in Berlin angefragt hatte, ob es gestattet sei, einen ähnlichen Namen zu führen. In der Tat klänge „Rapide Wien“ ja sehr holprig. Das Vorbild für den österreichischen Rekordmeister ruht in der heutigen SV Nord Wedding. |
1895 |
Wacker |
FC Wacker Leipzig |
Wacker Leipzig über die eigene Ruhmestat: „Wenn auch der Sport, den Fremde zu uns brachten, nicht deutschen Ursprungs war, so sollte deutsch doch der Name des Vereins sein. Deutsch, weil Deutsche die Taufe feierten, deutsch, weil deutsches Eigenthum dieses herrliche Spiel werden sollte.“. Als Nachfolgeverein ist die SG Motor Gohlis-Nord anzusehen. |
1896 |
Austria |
RC Austria Wien |
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1896 |
Olympia |
BV Olympia Leipzig |
1896 wurden die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit abgehalten, die auch für den Fußball perspektivisch von großer Bedeutung waren. |
1897 |
Sturm |
Leipziger FC Sturm oder SK Sturm Wien |
Bekanntheit erlangte der Name aber ab 1898 durch den DBC Sturm Prag (von dem sich auch Sturm Graz inspirieren ließ). Der Gründungszeitpunkt des zumindest 1898 bestandenen Magdeburger FC Sturm ist unklar. |
1898 |
Hansa |
Berliner SC Hansa oder SC Hansa 98 Bremen |
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1904 |
„Vereinsnamen gemäß den Vereinsfarben“ |
FK Schwarz-Weiß Düsseldorf |
Ansonsten kann diese Namensgattung bisher erst ab nach dem 1. Weltkrieg festgestellt werden. Auch Sportarten, in denen sie große Bedeutung hat (Tennis, Tanzen), waren wohl nicht früher dran. Nordrhein-Westfalen muß vom Gesamteindruck her die Quelle gebildet haben. Der hessische FV 1904 Friedberg soll nebenher als „Grün-Weiß“ bekannt gewesen sein. |
1933 |
Empor |
SC Empor Lichtenberg |
Es gab diesen Namen also schon vor der DDR! Ohnehin einen festen Platz in der deutschen Dichtung innehabend, kam das Wort in Arbeiter-Kampfliedern besonders groß raus, häufig - einmal gar als Liedtitel - in der Verbindung „Empor zum Licht“ (vgl. Ortsname des Pioniers). |
1950/51 |
DDR- Trägerverbände |
- gleichgeschaltet - |
Während Empor und insbesondere Vorwärts ein Vorleben hatten, wurden die weiteren Leitwörter der DDR-Trägerverbände neu heraufgezogen (z.B. Aktivist, Aufbau, Chemie, Einheit, Fortschritt, Lokomotive, Motor, Rotation, Stahl, Traktor, Turbine, Wismut). Mehrere davon schwirrten auch schon 1949 umher, einige waren als unbedeutende Einzelfälle sogar zu Vor-DDR-Zeiten in Gebrauch; s. „Sammlung Wortnamen / Schlagwörter deutsch“. Dynamo ging erst 1953 an den Start. Vorher hatte es |
Zeitpunkt |
Name |
Pionier |
Anmerkungen |
1878 (1890) |
FV |
DFV Hannover (1878, Rugby), FV Jena (1890, Fußball) |
Bekanntheit erlangte der Name aber ab 1891 durch den Karlsruher FV. An einer Braunschweiger (Martino-Katharineum, 1875) und an einer hannoverschen (Kaiser-Wilhelm-Gymnasium, vor 1878) Schule hatte es zwar schon ausdrückliche - Rugby spielende - „Fußballvereine“ gegeben, die aber nicht vereinsmäßig das Kürzel „FV“ nutzten. |
1880 (1887) |
FC |
FC Frankfurt (1880, Rugby), Berliner FC Frankfurt (1887, Fußball, aus Berlin) | Da „FC“ bei beiden Vorläufern des FC Frankfurt, bei gesichert einem des DFV Hannover und beim FC St. Gallen (1879) noch blind übernommen für „Footballclub“ gestanden hatte, können wir den FCF als ersten „Fußballclub“ festsetzen. Der 1885 gegründete Berliner Verein benannte sich übrigens nach dem FCF; er wechselte 1887 zum Fußball. |
1881 (1891) |
SC |
Hamburger SC (1881, Rugby), Bremer SC 1891 oder SC Germania Wandsbek (1891, Fußball) |
Beim SC Germania Wandsbek handelt es sich um den HSV-Vorläufer „Germania 87 Hamburg“. |
1890 |
FK |
Straßburger FK |
Hier könnte allerdings gut und gern eine FC/FK-Verwechslung zugrunde liegen (s. „Vertiefungen / Club vs. Klub“). Als sicherer Vertreter stünde ansonsten der Rugby-Klub Bremer FK 1881 bereit, der sich ab 1894 mit K schrieb. |
1893 |
SV |
SV Schöneberg |
Mangels genügend Spielern schied der SV Schöneberg sofort wieder dahin. Nächste Vertreter waren offenbar erst 1896 der SV Kleeblatt Hannover (Rugby), 1897 der Berliner SV Concordia und der SV Blitz Breslau (Fußball). Den Durchbruch schaffte „SV“ bis zur Jahrhundertwende nicht. Früheste fußballose Klubs waren der SV Jugendlust Berlin (1890, SV = Spielverein) und der SV 1891 Berlin gewesen. |
1893 |
BC |
Leipziger BC |
|
1893 |
BV |
BV Sport 93 Berlin |
Bekanntheit erlangte der Name aber ab 1898 durch den BV Solingen 98. |
1894 |
1.FC |
Siehe „Geschichtswerke / Evolution von 1.FC“ |
Siehe „Geschichtswerke / Evolution von 1.FC“ |
1894 |
FG |
FG Excelsior Hanau |
Bekanntheit erlangte der Name aber ab 1896 durch die Mannheimer FG 1896. Das „G“ stand zu der Zeit immer für „Gesellschaft“. |
1899 |
FSV |
FSpV Frankfurt |
Es handelt sich um den FSV Frankfurt, der seinen Namen in Anspielung auf den fußballosen „Turnsportverein Frankfurt“ wählte, und ebenfalls lange Zeit kein festes Kürzel verwendete. Dennoch ist er eindeutig der Erfinder. Bis auf einen Gefolgsklub im nahen Sprendlingen (heute FV 06 Sprendlingen - merkwürdige Namenskarriere) schloß sich bis zum |
1899 |
SG |
Dresdner SG 1893 |
Bei der DSG lautete die ausgeschriebene Fassung „Sportgesellschaft“. Von der „Spielgesellschaft Frankfurt“ (1899) wäre eine Kürzel-Verwendung nicht bekannt. Außer der SG Olympia 1906 Mannheim sind weitere „SGs“ und damit auch die Einweihung der weitaus wichtigsten ausgeschriebenen Fassung „Sportgemeinschaft“ bis zum 1. Weltkrieg nicht nachzuweisen. |
kurz nach 1900 |
SK |
- Wien - |
Der Name SK wurde vermutlich nicht durch einen Verein eingeführt, sondern durch die Wiener Presse, die - wohl infolge der Rechtschreibreform von 1901 - „Sportclubs“ mit SK abkürzte, was sich verschiedene Vereine dann selbst zu eigen machten. Zu nennen wären ASK Schwechat, SK Graphia Wien, SK Vindobona Wien, |
19?? |
RSV |
- Ostgebiete - |
Dieser Name stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit aus den Ostgebieten, vermutlich aus Ost- oder Westpreußen, wo er auch die dichteste Verbreitung hatte. Nach derzeitigem Forschungsstand sind noch im Rennen: RSV Sportlust Breslau (RSV = Rasenspielverein), RSV Danzig, RSV Dirschau, RSV Ostmark Königsberg, RSV Hertha Münsterberg (während zwei Vereine aus Gleiwitz und Goldap offenbar das Kürzel „RV“ nutzten). |
nicht vor dem 1. Weltkrieg |
SSV, TSG, TSV |
- unbekannt - |
Zu SSV und TSG können noch keine Auskünfte erteilt werden. Zu TSV nur soviel: Der „Turnspielverein am Realgymnasium zu Halle (1893)“ und der „Turnsportverein Frankfurt“ (1897; Fußball ab 1910) besaßen kein Kürzel; s. unter „Namentliche Werdegänge“ den nach Einfusionierung beim Eintracht-Vorläufer Frankfurter FV ab 1913 in Klammern geführten Zusatz. Die Behauptung des SC Eintracht Berlin, 1897 als „Turn-Sportverein Eintracht Mahlsdorf“ gegründet worden zu sein, ist schlicht Quatsch. Ein ab 1909 bestandener TSV Stettin liegt dagegen im Bereich des Möglichen. Bemerkenswert, daß TuS sicher älter als TSV ist; s.u. |
1920 |
DJK |
- diverse - |
1920 wurde der DJK-Verband gegründet. „Jugendkraft“ als Wortname hatte zuvor schon unter Ringervereinen Verwendung gefunden. |
Name |
Zeitpunkt, Schöpfer, Anmerkungen |
VfB |
1893 entstand der „Verein für Bewegungsspiele Pankow“ (Aufnahme des Fußballspiels ein Jahr später). Den Gründungsort, die damalige Gaststätte Hertling am Schloßpark Schönhausen, gilt es noch genau zu lokalisieren, um VfB-Fans aus dem ganzen Land Wallfahrten zu ermöglichen. Außer dem berühmten Leipziger Namensvetter wollte sich vorerst niemand hinzugesellen, was auch verständlich ist, da das Kürzel „VfB“ noch nicht entdeckt war. Hierfür folgende Überlegung: Der „Verein für Bewegungsspiele Leipzig“ fusionierte 1898 mit dem SC Sportbrüder Leipzig zum „Verein für Bewegungsspiele Sportbrüder Leipzig“. Dieser Rattenschwanz kann dann endgültig nicht mehr händelbar gewesen sein. So entstand - für Pankow gleich mit - das Kürzel VfB. Nach neuerlichen Jahren der Gewöhnung machte es erst nach 1900 deutschlandweit Klick. |
SuS |
1896 traten der „Club Spiel und Sport Bremen“ sowie „Spiel und Sport Schalke 96“ auf den Plan. Inwieweit sie das Kürzel „SuS“ nutzten, was rückwirkend jedenfalls gang und gäbe ist, muß noch erforscht werden. Weitere Klubs aus diesem Namenskreis bildeten sich wiederum im Bremer und im Gelsenkirchner Raum. „SuS“ mag allmählich zustande gekommen sein, wahrscheinlich vor TuS, bestimmt vor SSV. |
Spfr. |
Nach dem Vorbild des schon erwähnten SC Sportbrüder Leipzig erblickte 1900 ein FC Sportfreunde Leipzig das Licht der Welt. Dieser Name wurde also wohlgemerkt im ausgeschriebenen Zustand plus zusätzlichem abgekürzten Bezeichnungsnamen verwendet. Nachahmer entstanden auch im Leipziger Raum (Torgau, Borna) nur schleppend; für 1911 wäre der FC Sportfreunde Nürnberg zu nennen. Mit den Spfr. Elsterberg kann die Transformation zum Bezeichnungsnamen derzeit auf 1910 datiert werden. Als in den Großstädten nach dem 1. Weltkrieg verschiedene Sammelbezeichnungen benötigt wurden, schlug die große Stunde. |
FVgg |
Ohne Kürzelverwendung läßt sich der Name ab 1892 in Berlin („Fußballvereinigung Hevellia am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium“) und 1896 in Mannheim nachweisen. Die Berliner FV Arminia-Urania (1897) führte auch noch kein Kürzel FVgg. Als erster Klub muß die Bockenheimer FVgg von 1901 gelten. |
SpVgg |
Ab 1892 nannte sich die Spielriege des ATV Leipzig „Spielvereinigung“. Bereits diese sperrige Gestalt zog über die Fußballabteilungen weiterer Leipziger Turnvereine ins Land hinaus (1896 „Spielvereinigung im ATV Breslau“, „Spielvereinigung im Deutsch-Österreichischen TV Wien“, „Akademische Spielvereinigung Tübingen“). Erste bekannte Kürzel waren noch schmucklos ausgeführt: SV Sport Prag, Berliner SV Borussia (hier: Sportvereinigung), SV Deutschland Berlin (hier: Sportliche Vereinigung). In einem Mischmasch aus spontanen, inoffiziellen Abkürzungen, Fremdbenennungen durch Zeitungen sowie Wegbegleitung durch „Spielverein“ (Duisburger SpV von 1900) und „Fußballvereinigung“ (Bockenheimer FVgg von 1901) kristallisierte sich schließlich „SpVgg“ heraus. Als ersten Klub mit diesem Kürzel müssen wir bis auf Weiteres die zunächst fußballose SpVgg Königshütte 01 werten, als früheste Fußballvereine 1903 die SpVgg Leipzig-Lindenau und die SpVgg Malstatt. |
TuS |
Auch der Vereinsname TuS wurde nicht zielstrebig auf das Kürzel hin entwickelt. Erste Anwärter - „Turnspielverein am Realgymnasium zu Halle“ (1893), „Akademischer Turnspielverein Stuttgart“ (1895), „Turnsportverein Frankfurt“ (1897) - waren Einzelgänger, zumal sich Turnen und Sport eher feindlich gegenüberstanden. Begrifflich ist anzumerken, daß bei den genannten Klubs nicht Turnspiele wie Faustball, Prellball und Co. gemeint waren, sondern tatsächlich Fußball. Ob die „Turn- und Fechtvereine“ ETuF Essen (1894) und TuF Niederpleis (1901) sich schon so abkürzten und Vorbilder abgaben, ist unbekannt. Im Rheinland sind wir jedenfalls auf heißer Spur. Ein „Schüler- Turn- und Spielverein Duisburg“, erster Gegner des Duisburger SpV, wurde 1900 in einer Zeitungsmeldung mit „SchTuSpV“ dargestellt. Alles deutet dann auf Bayer Leverkusen unter dem Namen „TuS der Farbenfabriken vormals Friedrich Bayer & Co.“ als Schöpfer hin (1904; Fußballabteilung ab 1907). Weitere Namensträger vor dem 1. Weltkrieg waren meist gleich um die Ecke angesiedelt (TuS Manfort-Schlebusch, TuS Ehrenfeld, TuS Monheim, „TuS der Fa. Zanders“ in Bergisch Gladbach). Wenn 1911 auch an der litauischen Grenze ein TuS Eydtkuhnen auftrat, scheint der Name mehrmals unabhängig voneinander erfunden worden zu sein. |
VfR |
Obwohl der „Verein für Rasensport Leipzig“ (1904) den VfB vor der Haustür hatte, war er zur Kürzelbildung nicht fähig. Quellen schreiben ihn „VfRasensport“, vielleicht gerade um Verwechslungen mit dem VfB vorzubeugen. Den auffälligeren VfR 97 Breslau (1907; „Verein für Rasenspiele“) kann man deshalb durchaus als Erfinder feiern. Erster VfR auf heute deutschem Gebiet war der VfR Olympia 06 Cottbus (1909). Erstaunlich ist in diesem Zusammenhang, daß die Namen nordrhein-westfälischer Fußballklubs wie VfTuV Bottrop, VfVuJ Winden oder VfvB Ruhrort lange vor dem eingängigen VfR erschienen. |
VfL |
Auch wenn man diesem Klub keine große Öffentlichkeit einräumen kann, führt der VfL Bitterfeld von 1911 unangefochten das Feld der frühest bekannten Namensträger an. 1893 hatte es einen fußballosen „Verein für Leibesübungen in freier Luft für Lauenburg und Umgegend“ gegeben, natürlich ohne das Kürzel „VfL“. |
TuRa |
Siehe „Geschichtswerke / Evolution von TuRa“ |
Die Prägung von Jahreszahlen geschah noch weniger als Jungfernzeugung eines bestimmten Vereins. Man schlitterte mehr allmählich auf diese besondere Namensform zu. Wohl aber handelt es sich um eine fußballerische Erfindung, die von den Turnvereinen erst nachträglich rückwirkend übernommen wurde (1860 München hieß z.B. noch TV München). Unter den Bremer Rugby-Klubs entstand die pure Notwendigkeit, Jahreszahlen in den Vordergrund zu rücken, als der vorhandene Bremer FC 1881 noch einen Bremer FC 89 empfing. Ob dieser erste Vorstoß in einer Überlieferungskette auf andere Städte abfärbte, erscheint jedoch fraglich. Mehr Ausstrahlungskraft hatte da natürlich Berlin. Dort schlugen einige Fußballklubs die sonst üblichen Wortnamen aus, um stattdessen das Gründungsjahr hochleben zu lassen: Berliner CC 83 (ein fußballspielender Cricket-Klub von Briten), SV 1891 Berlin *, Berliner FC 1893, Berliner TuFC 90 (vormals TuFC Hohenzollern; s. den sehr frühen Spielbericht unten). Vor der Jahreszahl stand damals immer „v.J.“ für „vom Jahre“. Gelegentlich wurden diese Vereine allein mit der Zahl benannt, mal zwei- und mal vierstellig, aber noch zaghaft in Gänsefüßchen. Die berühmten Schreibweisen Berliner Vereine in der Art „Germania 88“, „Viktoria 89“, usw. waren hingegen nicht zeitgenössisch. Damit fingen zu Abgrenzungszwecken erst Britannia 93 und Fortuna 94 an, ehe Favorit 96 eine Tugend draus machte. In anderen Städten ließ sich Derartiges vorerst nicht beobachten. Die Rugby-Klubs Hannover 78 und Frankfurt 1880 tobten noch als DFV Hannover bzw. FC Frankfurt durch die Gegend, beim Hamburger FC 88 wurde der Bezeichnungsname zumindest nie ernsthaft von der Zahl bedroht, Altona 93 hieß Altonaer FC, Hanau 93 hieß FC Hanau, und über den Wittener FC 92 sowie den Mönchengladbacher FC 94 brauchen wir hier schon gar keine Worte zu verlieren. In Wallung kam die Sache mit dem Casseler FV 95, dem Magdeburger SC 95 und dem Nürnberger FC 95. Einen sehr wichtigen Meilenstein setzte der Rugby-Klub Hannoverscher FC 1896, der sich gezwungenermaßen von Anfang an knallhart „96“ nannte, weil die entstehende Kurzform „HFC“ bereits vom örtlichen Verein der Engländer benutzt wurde. Ab 1897 diente die Zahl 96 in zwei weiteren Städten als Unterscheidungsmerkmal. Nämlich für die Mannheimer FG 1896, da sich in Mannheim ungewöhnlicherweise „FG“ statt „FC“ zum ortsüblichen Bezeichnungsnamen mauserte, und für den Magdeburger FC Viktoria 96, denn dessen Hauptgegner mußte sich unbedingt Magdeburger FuCC Viktoria nennen (Umgangsbezeichnung „Cricket-Viktoria“) ... Dann wurde es Zeit für die schlußendliche Darstellungsform, die mittlere Gestalt „Ortsname - Jahreszahl“, beginnend vermutlich mit