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Geschichtliche Entwicklung
Wenn er auch so neuzeitlich wirkt, der traditionsreichste Vereinsname im deutschen Fußball lautet „FC“. In der Gründerzeit erhielt die große Mehrheit der Klubs diesen Namen (allein oder mit Wortname und/oder Jahreszahl). Andere Bezeichnungsnamen wurden nur sehr vereinzelt erdacht. Da sich das Geschehen vorwiegend in den Städten abspielte, brauchte man zur guten Unterscheidung viele Wortnamen. Bis auf zweie waren schon alle Wortnamen-Gattungen einschließlich der heute wichtigen konkreten Namen von Anfang an mit dabei. Anschaulich festgefroren ist das Urbild in München mit FC Alemannia, FC Bayern, FC Hertha, FC Phönix, FC Stern, FC Teutonia, FC Viktoria, FC Wacker, wenngleich diese Gruppe dort genaugenommen erst in der Zwischenkriegszeit entstand. Historisch kundigen Fußballfreunden wird es deshalb beim Anblick des Namensaufbaus „FC + Wortname“ stets ein bißchen warm ums Herz. Eine kaum zu fassende Ausnahme bildete die Stadt Essen, in der die Fußballgeschichte 1899 mit einem zu diesem Zweck gegründeten „Essener Sportverein“ begann. Der so unverzichtbare Name „Eintracht“ fristete - außer stellenweise in Norddeutschland (Braunschweig, Altona, Hannover) - noch ein Schattendasein, derweil „Kickers“ vorerst südlich der Main-Linie verharrte. „Viktoria“ und „Germania“ fluteten das Land in unvorstellbaren Mengen. Angesichts der Tatsache, daß es sich bei den Balltretern der ersten Stunde um Gymnasiasten und Studenten handelte, standen allerlei lateinische Ausdrücke sowie (Pseudo-)Latinisierungen hoch im Kurs. Typisch waren auch ganz inhaltsfreie Wortschöpfungen (Porcetia Burtscheid, Revidia Worms, Berolinga Eimsbüttel, Ramelia Waldhof, Sevesta Wittenberg, Regilia Altenessen). Jahreszahlen wurden wie gesagt ebenfalls schon im Vereinsnamen geführt und teilweise stark geprägt. Zusätzlich zu den neuen Fußballklubs eröffneten viele bereits jahrzehntealte Turnvereine Spielabteilungen. Aus diesen gingen „Spielvereine (SpV)“ und „Spielvereinigungen (SpVgg)“ hervor, welche sich namentlich also mindestens genauso vom Turnen ab- wie dem Fußball zuwandten.
Jene Kluft wurde in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts aufgefüllt, als sich Einspartenvereine zusammenschlossen bzw. neue Vereine sowohl die alten als auch die jungen Sportarten anboten (der große Knall zwischen Turnern und Fußballern 1923/24 tat dieser Entwicklung keinen Abbruch). Es setzte der Siegeszug von allgemeinen Sammelbezeichnungen wie SV, TSV, TuS, TuRa, VfB, VfL, usw. ein. DJK stieß noch hinzu. Das „F“ für „Fußball“ verschwand zusehends aus den Bezeichnungsnamen, um anderen Sportarten Rechnung zu tragen, und weil die Kapazitäten für lauter Einspartenvereine nicht vorhanden waren. In den immer weiträumigeren Ligen stand man mehr und mehr Gegnern aus anderen Städten gegenüber, weshalb vor Ort die Kräfte gebündelt werden mußten. Für die großen Zusammenschlüsse erschienen Wortnamen ungeeignet, denn diese lassen ja das Hauptgewicht nicht wie nun gewünscht auf dem Ortsnamen liegen. Also hießen die Fusionsvereine tendentiell eher Hamburger SV, VfL Osnabrück, VfL Bochum, 1.FC Kaiserslautern. Dennoch kam mit den „Vereinsnamen gemäß den Vereinsfarben“ noch eine neue Wortnamen-Gattung auf, wodurch sich der Namensschatz erfreulich erweiterte. Jahreszahlen hielt man seit dem Jahreswechsel 09/10 nicht mehr für stilvoll.
Die NS-Zeit, der 2. Weltkrieg und die alliierten Besatzer ließen das Vereinsnamenswesen zwar nicht ganz in Ruhe, hatten aber keinen nachhaltigen Einfluß auf die Masse. Eine Stunde Null erfuhr man nur in der jungen DDR, als erstmal sämtliche Fußball-Mannschaften den Namen „SG“ verpaßt bekamen. Bald darauf begann die Umwandlung in „BSGs“ (Betriebssportgemeinschaften) der Volkseigenen Betriebe. Zusätzlich erhielt man aus dem Pool der neuartigen Schlagwörter denjenigen des entsprechenden Gewerbes, teilweise auch bestimmte Werks- oder Markennamen. Nur an ausgesuchte Leistungszentren wurde ab 1954/55 der Bezeichnungsname „SC“ vergeben, abgelöst 1965/66 durch „(1.)FC“. In einem von Machtgefälle besessenen System stand es fast unter Strafe, dieses (1.)FC auch trotz Gegenwart eines Wortnamens wegzulassen. Bei den beiden Klubs, die den Ortsnamen ganz vorn plaziert hatten, Berliner FC Dynamo und Hallescher FC Chemie, führte das im Engpaß bekanntlich zu den ungewöhnlichen Umgangsbezeichnungen BFC Dynamo bzw. HFC Chemie. Jahreszahlen summierten sich im Laufe der Zeit auf vielleicht ein knappes Dutzend (wichtigste Beispiele: Lichtenberg 47, Rotation Leipzig 1950, Herzberg 68, Elsterwerda 74, Dessau 89). Siehe dazu auch „Vertiefungen / Namensverbote“.
Aber abgesehen von der DDR segelte die Flotte in ihrem prächtig ausgewogenen Zustand ohne merkliche Veränderungen durch die Jahrzehnte. Erst heutzutage, wo der demographische Abwärtstrend voll durchschlägt und er Zusammenschlüsse erzwingt, wird der Vereinsnamensschatz fein säuberlich gesiebt. Drei angeblich nicht zeitgemäße Namensgruppen stehen auf der Abschußliste, als hätten sie irgendwas verbrochen. Zum Ersten sind dies, nachdem sie in den Nachkriegs-Jahrzehnten ihren Höhepunkt erreichten, Bezeichnungsnamen mit Kleinbuchstaben im Kürzel. Sie werden im Wochentakt wegfusioniert, außerdem auch im Gebrauch schleichend abgelegt (Rheydter SpV/SV, SuSV/SSV Bornheim, TuS/TSD Stöcken-Dahlerbrück). Daß eines der Kürzel mit Kleinbuchstaben heute neu angenommen wird, ist fast ausgeschlossen. Allenfalls „SpVgg“ kann noch auf einen Einsatz hoffen (Spvgg 09 Buggingen/