- Z e n t r a l s t e l l e f ü r d e u t s c h e F u ß b a l l - V e r e i n s n a m e n -
• Einstieg
• Sammlung Bezeichnungsnamen
• Sammlung Wortnamen
• Vertiefungen
• Namentliche Werdegänge
• Zeitgeschehen
• Vereinsnamen-Knigge
• Geschichtswerke
• Klarheit beim Namensaufbau
• Ausschlußgruppen
• Sprachliche Einbindung
• Konkrete Angleichungen
• Personenbenennung als Anhalt
• Die Wunschvorstellung
• „Sündenpfuhl“
Die Wunschvorstellung (von Vereinsnamen.de)
Zu guter Letzt erfolgt nun eine Darstellung des idealen Vorkommensgrads aller Vereinsnamen für ganz Fußball-Deutschland. Als Hilfsmittel bedienen wir uns einer üblichen Tabelle, sportlich unbewertet besser Staffel genannt, mit 18 Plätzen. Die Betrachtungen drehen sich um die Frage, wie oft die Namen durchschnittlich in dieser 18er-Staffel erscheinen. Grundsätzlich stehen zehn der Plätze für Bezeichnungsnamen zur Verfügung, sechs für Wort- und zwei für Jahreszahlnamen. Eine derartige Zusammensetzung ergibt erfahrungsgemäß das lebendigste und harmonischste Staffelbild, weder zu luftig noch zu gedrängt. Müßig zu erwähnen, daß auch die Vereine mit Wort- und Jahreszahlnamen auf jeden Fall einen nachrangigen Bezeichnungsnamen tragen, und daß ungeprägte Jahreszahlen auch bei Bezeichnungsnamen- und Wortnamenklubs auftauchen können, worauf hier aber nicht weiter eingegangen wird. Für Österreich und die Schweiz müßten die Verhältnisse nur ein klein wenig abgewandelt werden (v.a. mit prominenten Rollen für Austria bzw. Helvetia).
1. bis 5. Stammplatz: Ausgangspunkt jeder Überlegung ist immer der Viererblock FK/FV/SV/SK. Gewissermaßen geht es nicht darum, wie viele der 18 Plätze er erhält, sondern wie viele ihm davon weggenommen werden. Etwas anderes als daß alle vier Namen in gleicher Menge vorkommen, wäre nicht begründbar. Die im wirklichen Leben zu beobachtende Häufigkeitsverteilung mit den drei Platzhirschen FC, SV, SC, und einem stark vernachlässigten FV entbehrt ja jeglicher Logik. Woran wir uns aber anlehnen, sind die etwas voneinander abweichenden Verbreitungsmuster, mit dem bodenständigeren „Verein“ und dem umfassenden „Sport“ mehr im ländlichen, dem weltgewandteren „Klub“ und dem enggefaßten „Fußball“ mehr im städtischen Raum (sprich: FK mehr in der Stadt, SV mehr auf dem Land). Vorschnell hält man diese geradlinigen und unaufgeregten Vereinsnamen zudem für eintönig. Doch ganz im Gegenteil sind sie es, die für Vielfalt sorgen, indem sie zusammen mit den Anfangsbuchstaben der Ortsnamen eine Fülle von entstehenden Kurzformen hervorbringen. Fünf Stammplätze in der 18er-Staffel dürften das richtige Maß für den Viererblock darstellen. Dann ist er zuverlässig überall vertreten und gewährleistet mit seiner Allgegenwart die wiedererkennbare Fußballstimmung. Zweimal davon steht das Kürzel hinter dem Ortsnamen (wodurch sich die Kurzformenpalette nochmal verdoppelt). Häufiger sollte das nicht der Fall sein, da man sich sonst zu oft mit den Jahreszahlenklubs begegnen würde, die bei gleicher Abfolge keine grammatische Beugung aufweisen, was sich optisch etwas beharkt. Und von den übrigen drei Namen erhält einer das vorgeschaltete „1.“. Hauptsächlich läuft das auf 1.FK und 1.FV hinaus, erstens weil fußballspielende SVs und SKs für gewöhnlich nicht die ältesten Sportvereine vor Ort sind und sie dies auch nicht vortäuschen sollten, zweitens weil das „1.“ ohnehin eine fußballerische Domäne ist. Der F/S-Ausgleich findet über den nächsten Stammplatz statt. Alles in allem fächert sich der Viererblock schon auf zwölf verschiedene Namen auf. In der Gruppe mit Hintanstellung des Kürzels, nur bei ihr schälen sich so deutliche Favoriten heraus, möchten wir für die vordersten Spitzenklubs um die entstehenden Kurzformen HSV, KFV, LSK, WFK bitten.
6. Stammplatz: Den sechsten Platz erhalten die Bezeichnungsnamen bestehend aus drei Großbuchstaben. Weshalb sie in natura fast ausschließlich mit V und nicht mit C/K gebildet werden, ist erneut unerklärlich. Soviel Gutdünken können wir uns nichtmal für diese Fiktion erlauben. Neben FSV, SSV, TSV müssen deswegen im Gleichschritt die noch ungewohnten Namen FSK, SSK, TSK mitgehen. Hinzu gesellen sich FSG, SSG, TSG, jetzt aber widerspruchsfrei in kleinerer Stückzahl, da das G ja nicht durch den Viererblock als gleichermaßen bedeutsam festgelegt ist. Die weiteren Pärchen BSV/BSK, RSV/RSK, ASV/ASK sind dann selbst schon so selten, daß entsprechende Formen mit G entfallen. Wenn wir uns mit der genannten Auswahl begnügen und den enormen Wust des wirklichen Lebens an dieser Stelle abschneiden, haben wir mit einem Schlag eine Ordnung geschaffen, die uns spürbar frei durchatmen läßt. Nur TSV/TSK/TSG nehmen wir zusätzlich noch in vertauschter Reihenfolge, denn Turnen ist historisch keine präzisierte Sportart, sondern steht ebenbürtig neben dem Sport. Anders kämen wir auch an den Glanzpunkt „STK“ nicht heran. Mehr als ein Stammplatz kann diesen Namen insgesamt nicht zugebilligt werden, und zwar weil sie in ihren Erscheinungsbildern sehr dominieren. Vor allem die dreistelligen Kürzel mit Kleinbuchstaben wirken als ungleiche Brüder schwächlich gegen diese komplett großgeschriebene Phalanx. Im Vergleich mit dem wirklichen Leben muß insbesondere TSV massiv zurückgefahren werden, da für die Aussage „Turn- und Sportverein“ schließlich ein Spezialkürzel entwickelt wurde (s. nächster Absatz).
7. bis 9. Stammplatz: VfR, SpVgg, TuS - dermaßene Augenweiden und Kulturleistungen heißen wir gerne in jeder Staffel erneut willkommen. Diese drei prächtigsten Kürzel mit Kleinbuchstaben erhalten daher jeweils einen eigenen Stammplatz. Untereinander denkbar verschieden, ergeben VfR, SpVgg und TuS im Zusammenspiel nochmal ein neues Ganzes. Schon die in der Geschichte des Fußballs so bedeutenden Auseinandersetzungen mit den Turnern werden vortrefflich widergespiegelt (SpVgg = Loslösung, VfR = Eigenständigkeit, TuS = Wiedervereinigung). Obwohl sie sehr selbstbewußt sind, immerhin bildet man mit ihnen ja keine entstehende Kurzform, schmiegen sie sich optisch hervorragend an die unterschiedlichsten Ortsnamen an, was ja auch Vorraussetzung für ein massenhaftes Vorkommen ist. Da es sich bei ihnen um zielgerichtet angesteuerte Kunstwerke handelt, gibt es keine Zwischenstufen oder Abwandlungen (etwa KfR, SVg, SuT). Und weil man Kunstwerke nicht verbirgt, kommen sie nachvollziehbar weitaus seltener bei Wortnamen- und Jahreszahlenklubs vor. Insbesondere bei Letzteren haben sie gar nichts zu suchen, denn die Prägung von Jahreszahlen wird sich wohl kaum gegenüber Kunstwerken durchgesetzt haben. Wie gewohnt nehmen die drei Namen ihre arteigenen Verbreitungsmuster ein, TuS mit Häufung im Norden und Westen, SpVgg zahlreicher zum Süden hin, VfR flächendeckend köchelnd. Daß TuS und SpVgg dann also streckenweise zwei- oder dreisam eine Staffel bevölkern, ist als Landschaftselement nur zu begrüßen. An die Stelle von VfR tritt zu einem Viertel der Name VfB, welcher sich dadurch im Vergleich zum wirklichen Leben auch noch deutlich emporschwingt.
10. Stammplatz: Der letzte freie Platz dient als Auffangstation und teilweise auch Raritätenkabinett für noch fehlende zweistellige Namen und solche mit Kleinbuchstaben. Angeführt wird das Spektrum von SG und im konsequenten Kielwasser FG, die bei den Wortnamen- und Jahreszahlenklubs zusätzlich Boden gutmachen können. Nicht zu vergessen sind BV/BK. Als Zweisteller stehen sie alle auch mal hinter dem Ortsnamen (was unten in der Übersicht aus Platzgründen nicht dargestellt ist), wobei auf rätselhafte Art SG und BV fast nur vorne richtig sitzen, BK fast nur hinten. Die weiteren Kandidaten heißen FVgg, TuRa, SuS, FTuS, Spfr., VfL, VfV. Das mit Verlaub immer irgendwie zerknittert ausschauende „VfL“ könnten wir eigentlich auch an andere Sportarten abschenken, so wenig wie sich das Leibesübungs-L in den Vereinsnamensschatz des Fußballs einfügt. Gleichwohl gibt es Ortsnamen, zu denen VfL von allen Namen am besten paßt (z.B. Geesthacht). Mit Unterstützung des 6. Stammplatzes ließe sich das vorliegende Material zu einem Netz aus regionalen Schwerpunkten formen: TuRa im Norden, BV im Nordwesten, SuS im Westen, FVgg im Südwesten, ASK im Süden, BK im Südosten, VfL im Osten, TSG im Nordosten, VfV in der nördlichen Mitte, FG in der südlichen Mitte. Es folgen nun noch Erklärungen für das Fehlen wichtiger Bezeichnungsnamen des wirklichen Lebens. Rein turnerischen Namen (TV, MTV, TG, TS, FT) soll ihre reale Berechtigung nicht abgesprochen werden, aber wenn wir schon die Gelegenheit zu einem Neuanfang haben, muß dieser nicht zum zweiten Mal im Urschlamm beginnen. Vor die Wahl gestellt, wird diese Namen sicherlich niemand bei seinem eigenen Verein sehen wollen. Sie verschwinden hiermit ja nicht aus der Welt, sondern nur aus dem Fußballsport. „TuSpo“ nähert sich als längeres Akronym zu sehr den Wortnamen an, grenzt sich andererseits aber auch nicht genügend vom gleichbedeutenden Namen TuS ab. Zudem mißfällt die verkehrte Aussprache von „Spo...rt“ mit spitzem S. Das Grundwort „-bund“ ist im Deutschen nicht für die Vereinsebene gedacht, sondern für den Zusammenschluß von Vereinen („Deutscher Fußballbund“). Und „DJK“ (Deutsche Jugendkraft) saust doch sowieso meilenweit am Thema vorbei.
11. und 12. Stammplatz: Die Besprechung der Wortnamen kann nur mit „Eintracht“ beginnen, einem monumentalen Wort, das sich aus der Alltagssprache weitgehend verabschiedet hat, um sich nur noch dem Fußball zu widmen. Ein Vereinsname von solch absoluter Perfektion ist in rauhen Mengen gefordert und erträglich. Eintracht bekommt einen eigenen Stammplatz zugesprochen. Das heißt, es sollte ungefähr 4,4 mal so viele Eintracht-Namensträger geben wie im wirklichen Leben. Gemessen am englischen Gegenstück „United“ (13 Vertreter in den vier Profiligen) ist das sogar noch ein bescheidener Anspruch. „Wacker“ und „Vorwärts“ spielen mit Eintracht wahrhaftig in einer Liga, zumindest in jeder zweiten, denn diese beiden Namen teilen sich den nächsten Stammplatz. Sie erreichen damit eine ähnliche Präsenz wie früher in Österreich. Was schon für VfR-SpVgg-TuS festgestellt wurde, trifft auch auf das Gespann Eintracht-Wacker-Vorwärts zu: Alle drei sind grundverschieden gebildet und ergänzen sich äußerlich wie inhaltlich so gut. Mit der Offensive begeistert man die Zuschauer (Vorwärts), über die Defensive werden die Punkte geholt (Wacker), aber wehe es mangelt an der mannschaftlichen Geschlossenheit (Eintracht). Im Übrigen sollte es auch eine Selbstverständlichkeit sein, daß die häufigsten Wortnamen Deutschlands der deutschen Sprache entstammen.
13. Stammplatz: In Kontrast dazu wird ein weiteres Dreigespann aus Germania, Teutonia und Arminia gesetzt, diesen Archetypen der Onomastik (= Namenskunde), waschechten Namen von Geburt an. Von ihnen werden nun eindrucksvoll die traditionsreichen, mystischen und edlen Noten ins Spiel gebracht. Als Beweis dafür, wie sehr die drei Namen in unserem Volk verankert sind, seien die Studentenverbindungen genannt, in die die Jenaer Urburschenschaft 1819 zerfiel: Germania, Teutonia, Arminia. Mit einem gewissen Vorsprung für Germania teilen sie sich jetzt reihum diesen Stammplatz. Germania könnte man im Prinzip zwar schon eine Führungsrolle zutrauen, wie sie Eintracht bekleidet, aber da alle „-ia“-Latinismen vom Fußballfreund irgendwie als Gruppe wahrgenommen werden, ist deren Gesamtzahl im Rahmen zu halten. Einigen wir uns darauf, daß Germania auf dem folgenden 14., nicht ganz ausgelasteten Stammplatz noch mit aushilft. Wegen mehrerer Nachteile (sperriges Schriftbild, schlecht abzukürzen, schlecht anzufeuern) schafft es „Alemannia“ nicht bis in diese hohe Stufe. Für Arminia kann auch eine neue inhaltliche Bedeutung diskutiert werden, s.u.
14. Stammplatz: Hier befindet sich das Sammelbecken für alle anderen Namen nach Gebieten, Volksstämmen und einheimischen Individuen, ob auf deutsch oder lateinisch. „Alemannia“ pendelt sich als Volksstammname für Baden-Württemberg (und die Schweiz) auf einem Level ein, auf den „Frankonia“ und „Saxonia“ hochzuziehen sind. Frankonia ist dabei grob auf dem Gürtel vom Niederrhein über das Rheinland, Rheinland-Pfalz, Hessen und das nördliche Baden-Württemberg bis Franken anzutreffen, Saxonia von Westfalen, Niedersachsen, Hamburg und Holstein über Sachsen-Anhalt bis Sachsen. Ein größtmöglicher Anteil des Kontingents muß allerdings für „Preußen“ freigehalten werden. Während nämlich z.B. die Germanenzeit und das Mittelalter (Hansa) gar keinen Bezug zum Fußball haben, zog unser liebstes Spiel tatsächlich zur Blütezeit Preußens in Deutschland ein. Die älteren Traditionsvereine haben Preußen noch live erlebt. Der Name Preußens steht nicht bloß für ein Land, sondern viel mehr als das auch für die preußisch-deutschen Tugenden, für Zucht und Ordnung, Freiheit (preußisch angeleitete Befreiungskriege), Einheit (preußisch angeleitete „Kleindeutsche Lösung“), Aufklärung und Kaisertreue. Seit der Auflösung von Preußen führt selbiger Vereinsname eine besonders große zeitgeschichtliche Aussagekraft mit sich. Wenn es auf der heute noch deutschen Fläche des einstigen Landes ein engmaschiges Netz aus Preußen-Namensträgern gäbe, anhand dessen sich die ehemalige Ausdehnung mühelos erkennen ließe, wäre das doch ein hervorragender kulturhistorischer Beitrag des Fußballs. Auf der folgenden Landkarte ist die preußische Fläche ausgemalt. Außerhalb davon hat der Name aber natürlich nichts zu suchen (der bekannteste Irrläufer war Preussen Chemnitz; heute gibt es sechs auswärtige Borussias). Von der Latinisierung, die gegen die überragende Schönheit des Originals wenig Stiche kriegt, reichen verstreute Standorte aus. Nun ergibt sich das Problem, daß auf diesem Stammplatz ein als sehr häufig vorgesehener Name nur auf der Hälfte der Fläche vorkommen kann. Ein guter Teil der Lücke läßt sich durch den Namen „Kickers“ schließen, den wir hier sachwidrig mit dazugeben, um ihn genau wie im wirklichen Leben als eher süddeutsche Erscheinung auftreten zu lassen.
15. Stammplatz: Einen weiteren Stammplatz halten wir für die „Vereinsnamen gemäß den Vereinsfarben“ frei. Richtlinien für diese Namen wurden bereits unter „Vereinsnamen-Knigge / Konkrete Angleichungen“ ausführlich abgehandelt.
16. Stammplatz: Es verbleibt ein sechster Stammplatz für alle sonstigen, mithin seltenen Wortnamen. Nach Vereinsnamen.de ist die unten im Kasten aufgeführte Auswahl schon abschließend, aber der Geschmacksache sollte man nicht verbindlich vorgreifen. Die heikle Angelegenheit, ob der Osten durch typische DDR-Namen ein Charakteristikum erzielen könne, läßt sich hier nicht klären. Namen, die mehr vom Kultfaktor als von der Ästhetik leben (z.B. Aktivist, Fortschritt, Rotation), kann man Vereinen nicht überstülpen, wenn sie diese nicht auch zu DDR-Zeiten trugen, was unsere idealistische Zuweisung stark behindert. „Wismut“ kam beispielsweise nur ein paar Mal vor. „Stahl“ wäre vielleicht im „stahlharten“ Sinne von den Industriestandorten abkoppelbar, „Vorwärts“ und „Empor“ (welches auch den Hand-, Basket- und Volleyballklubs vermacht werden könnte) sind ohnehin neutral, danach wird es aber sehr schwierig. „Einheit“ wäre ein Kracher - gäbe es Eintracht nicht. Jetzt, wo wir uns längst auf dem letzten Stammplatz der Wortnamen bewegen, müssen noch vier klassische Vereinsnamen auf`s Korn genommen werden. „Jahn“ überlassen wir als rein turnerischem Namen wieder den Turnvereinen. „Union“ macht mit dem tollen, eigenständigen Klang und dem ausgefallenen Anfangsbuchstaben schon was her, auch paßt die mickrige Gestalt gut zu langen Ortsnamen. Jedoch wird der Inhalt (Union = Vereinigung) bereits über das Grundwort in den Bezeichnungsnamen ausgesagt, außerdem liefert ein derart globaler Begriff keinen nützlichen Beitrag zum Sachverhalt „deutsche Fußball-Vereinsnamen“, so daß es nur zu dieser geringfügigen Teilnahme reicht. „Viktoria“ und „Fortuna“ wurden auch noch nicht genannt. Nicht daß man keine Anleihen aus dem Ausland nehmen dürfe, aber muß man sich bei so etwas Intimem wie den Gottheiten anderer Völker bedienen? Sicherlich, für die Bedeutungen „Sieg“ und „Glück“ gibt es unter den germanischen Göttern keine Entsprechungen. Zur Siegesmaxime hätte allerdings der Name „Arminia“ gedeutet werden können, denn welche Botschaft sendet das Hermannsdenkmal sonst aus?! Der Zug war aber bereits 1889 abgefahren, als Viktoria 89 Berlin zu den drei deutschen Toppklubs bis zum 1. Weltkrieg avancierte, und bald auch die Meistertrophäe jenen Namen erhielt. In diesem Theoriespiel ist es aber noch nicht zu spät. Wir haben genügend ia-Latinismen im Bestand, und sind deshalb nicht auf einen weitverbreiteten Personennamen angewiesen, der in der einzig annehmbaren Schreibweise mit k stark vorderlastig wirkt, und zu allem Überfluß in der Aussprache ungeklärt ist (F- oder W-Laut?). Fortuna muß gleichfalls draußen bleiben. Im Fußball mögen sich Trainingsfleiß und Einsatzwille, taktisches Geschick und Mannschaftsgeist auszahlen. Das Glück soll seine Finger gerade nicht im Spiel haben!
17. und 18. Stammplatz: Von den beiden Stammplätzen für Jahreszahlennamen geht einer an die 90er, der andere an die 00er Jahre. Ersteren Zeitraum können wir mit Ausläufern bis in die 80er oder sogar 70er Jahre vorziehen. Die Gruppe hinter der Wende endet dagegen wirklich abrupt nach 09, denn wer über 20 Jahre lang am einzig wahren Spiel und Sport vorbeigelebt hatte, muß nicht ausgerechnet mit seinem Spätstart prahlen. Auch die Jahreszahlen der Turnvereine verschmähen wir großzügig. Bei Lichte betrachtet vermitteln sie ja stets einen etwas fußballfremden Eindruck, der im Falle 1860 nur vom Gewohnheitseffekt übertüncht wird. Es wäre auch unfair, alle reinen Turnernamen schon ausgesiebt zu haben, die beeindruckenden Jahreszahlen aber dennoch herauszupicken. Bestimmt hätten die Turnvereine auch gerne etwas Eigenes, was der mächtige Fußball nicht in Anspruch nimmt. Die alten Jahreszahlen gehören ihnen! Zurück zu unseren Zahlen: Sie stehen durchgängig hinten und erscheinen immer nur in zweistelliger Form. Bei den führenden Klubs sollen die Zahlen 93, 96, 05, 09 zu sehen sein. Daß „00“ gänzlich, „01“ und „02“ weitgehend entfallen, besagt keineswegs, daß weniger Vereine in jenen Jahren ihre Wurzeln hätten, sondern daß sie aus ästhetischen Gründen bloß auf Jahreszahlennamen verzichteten. Die Zweistelligkeit beinhaltet noch mehr Kulturwert als ihn Jahreszahlennamen ohnehin schon mitbringen, denn wohl in keinem anderen Lebensbereich bezeichnen wir Jahre so konsequent in dieser lässigen Form. Außerdem bleibt damit eine Tür offen, die Wunschvorstellung in ferner Zukunft tatsächlich umzusetzen …
Die 18 Plätze im Überblick |
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FK / FV / SV / SK |
VfR / VfB |
Eintracht |
FK / FV / SV / SK |
SpVgg |
Wacker / Vorwärts |
...er FK / ...er FV / ...er SV / ...er SK |
TuS |
Germania / Teutonia / Arminia |
...er FK / ...er FV / ...er SV / ...er SK |
SG / FG / BV / BK / VfL / VfV / FVgg / TuRa / SuS / FTuS / Spfr. |
Rot-Weiß / Schwarz-Weiß / Blau-Weiß / Grün-Weiß / … |
1.FK / 1.FV / 1.SV / 1.SK |
... / 88 / 89 / 90 / 91 / 92 / 93 / 94 / 95 / 96 / 97 / 98 / 99 |
Preußen / (andere Gebietsnamen deutsch und latein, Volksstammnamen, Individuen deutsch) / Kickers |
FSV / FSK / FSG / SSV / SSK / SSG / TSV / TSK / TSG / STV / STK / STG / BSV / BSK / RSV / RSK / ASV / ASK |
01 / 02 / 03 / 04 / 05 / 06 / 07 / 08 / 09 |
Empor / Sturm / Aufstieg / Stahl / Union / Rapid / Konkordia / Patronia / Nordstern / Eiche / Adler / Phönix / Frischauf / Jungborn / Lorbeer / (…?) |