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Sprachliche Einbindung von Vereinsnamen
Herrscht bei der Namenswahl noch ziemliche Freizügigkeit, so ist diese bezogen auf die Einbindung in Fließtexte nicht mehr gegeben. Schließlich bewegt man sich nun auf der allgemeinen Sprachebene, auf der wir alle uns miteinander verständigen wollen und müssen. Um einen Zustand zu unterhalten, in dem Jedermann auch ohne Vorkenntnisse alle Vereinsnamen unbesorgt in Sätze einbauen kann, ist eine einheitliche Schiene zu fordern. Vereine, die nach eigenen grammatischen Regeln leben, sollten in diesen Punkten ruhig durch Mißachtung gestraft werden. Hinweis: Weil das bisher nicht befriedigend zu lösen ist, fehlen auf dieser Unterseite die sonst üblichen Unterstreichungen je Absatz.
Unstimmigkeiten ruft hauptsächlich die Frage des Artikelgebrauchs hervor. Sobald ein Bezeichnungsname aufblitzt, ist ein durch ihn veranlaßter Artikel erforderlich, soviel ist klar. Meist wird es der männliche sein, manchmal aber der weibliche (SG, TSG, FG, SpVgg, FVgg, DJK, Turnerschaft), bei Sportfreunden/Spfr./SF der plurale. Vereinsnamen.de schlägt allerdings dringend vor, TuS, SuS, TuSpo und TuRa artikellos anzusprechen (s. „Konkrete Angleichungen“). Erscheinen Wortnamen- und Jahreszahlenklubs ohne ihre Bezeichnungsnamen, entfällt ein Artikel. Ausnahmen bilden - zusammen mit sehr wenigen tiefklassigen Vereinen - nur die beiden Klubs, die den Wortnamen hinter ihrem Ortsnamen herschleifen, die Stuttgarter Kickers und die Würzburger Kickers. Der Grund hierfür liegt nicht in der Plural-Eigenschaft des Wortnamens, sondern im verkehrten Namensaufbau, wie in der direkten Gegenüberstellung zu erkennen ist: Wir sagen „gegen die Stuttgarter Kickers“ und „gegen die Würzburger Kickers“, aber „gegen Kickers Offenbach“ und „gegen Kickers Emden“. Die Namen weiterer Vereine werden in der Art „die Düsseldorfer Fortuna“ immer wieder poetisch umgestellt, wofür dann ein Artikel gebraucht wird, den man sich waghalsig irgendwie vom Wortnamen ableitet. Jedoch sind solche Schwülstigkeiten vollkommen überflüssig, da winzige Abwechslungen teuer mit Verfälschungen der Vereinsnamen erkauft werden (vergleichbar mit „SV Hamburg“).
Jetzt betreten wir das linguistische Schlachtfeld des deutschen Vereinsnamenswesens, den Artikelgebrauch zu Kurzformen. Bezeichnungsnamenklubs haben unverändert ihre Artikel dabei („für den KFV“), Jahreszahlenklubs weiterhin nicht („für 93“; seltsamer Ausreißer: Der Rugby-Klub SC Frankfurt 1880 nennt sich kurz „der 1880“). Die regelmäßige Sonderkurzform für „Vereinsnamen gemäß den Vereinsfarben“, also z.B. „RWO“ bei Rot-Weiß Oberhausen, erhält irrtümlich zumeist einen
Innerhalb der Wortnamen schwankt die Grammatik nun gewaltig von Name zu Name, von Verein zu Verein, gar von Sprecher zu Sprecher. Man geht „zu Union“ oder „zur Union“, spielt „bei Viktoria“ oder „bei der Viktoria“. Lehnen wir uns an die Regeln für die Einbindung von Personennamen an, dann dürfen wir keinen Artikel verwenden, denn wir gehen ja auch nicht „zur Martina“ und spielen nicht „mit dem Klaus“. Zumindest unterläßt man dies im Hochdeutschen und in der Umgangssprache des deutschen Flachlandes (zuzüglich Eifel). Südlich davon tut man es allerdings informell, und es scheint, als sei jener Stil im Ausbreiten begriffen. Beide Streitmächte fahren genau den gleichen Ablehnungsgrund auf - sie empfinden die jeweils andere Sitte als distanziert und unfreundlich. In dieser schwierigen Konstellation, die beinahe an den Dreißigjährigen Krieg erinnert, verlaufen die Fronten derzeit folgendermaßen: 1. Grundsätzlich stehen die Wortnamen überall ohne Artikel, auch bei weit südlich angesiedelten Klubs wie z.B. Wacker Burghausen („bei Wacker“) oder Rapid Wien („bei Rapid“). Aus verschiedenen Gründen kann es mal zu abweichenden Äußerungen kommen, meist verursacht durch Zugereiste. Daß sich Werder Bremen in den ersten drei Jahrzehnten noch „der Werder“ nannte, lag an der Namensherkunft aus einem geographischen Objekt, welches zufällig wortgleich wie der Gattungsbegriff/Appellativ heißt (Werder = Flußinsel). Deshalb trifft man auch immer wieder mal „den Waldhof“ an. 2. Einige Klubs bestehen auf den Artikel, insbesondere Eintracht Frankfurt („die Eintracht“), Jahn Regensburg („der Jahn“), Admira/Wacker Mödling („die Admira“) und Austria Wien („die Austria“, teilweise sogar im Beisein des Ortsnamens „die Austria Wien“). 3. Fanszenenintern kennt man auch bei anderen Vereinen den Artikelgebrauch, so bei Bayer Leverkusen („der Bayer“), Wacker Innsbruck („der Wacker“), Vorwärts Steyr („die Vorwärts“, früher „der Vorwärts“!), Rapid Wien („die Rapid“). 4. Zunehmend dichten die Medien weiteren Vereinen Artikel an. Vor allem auf Fortuna Düsseldorf, Borussia Mönchengladbach, Borussia Dortmund, Arminia Bielefeld, Eintracht Braunschweig und Hertha BSC haben sie sich eingeschossen (auf Hansa Rostock jedoch nicht). Auch ins Flachland wird also schon einmarschiert. Vereinsnamen.de ruft Stopp !! Haltet das Band zwischen uns allen aufrecht, pflegt die hochdeutsche Standardsprache, laßt Artikel vor den Kurzformen der Wortnamenklubs weg! An den meisten Satzbildungen bräuchte bei Streichung des Artikels sonst gar nichts geändert zu werden. Nur selten stößt man auf verzwicktere Formulierungen, die im Falle von Personennamen notdürftig durchgezogen werden können, weil das jeweilige natürliche Geschlecht bekannt ist. Fußballvereine besitzen ein solches aber nicht. Deshalb wird nachfolgend beispielhaft etwas Hilfestellung gereicht.
„falsche“ Ausdrucksweise |
Technik |
„richtige“ Ausdrucksweise |
„das Angriffsspiel der Arminia ist nun etwas flexibler“ |
andere Genitiv-Form |
„das Angriffsspiel Arminias ist nun etwas flexibler“; „das Angriffsspiel von Arminia ist nun etwas flexibler“ |
„der Phönix macht da weiter, wo er aufgehört hatte“ |
Einsatz von „man“ |
„Phönix macht da weiter, wo man aufgehört hatte“ |
„die Austria hat ihre Krise überwunden“ |
passivere Formulierung |
„bei Austria ist die Krise überwunden“ |
„die im ersten Durchgang drückend überlegene Eintracht“ |
Erweiterung um „Mannschaft“/„Elf“ |
„die im ersten Durchgang drückend überlegene Eintracht-Mannschaft“ |
„das wäre jetzt das Beste für unsere Germania“ |
unmißverständ- liches Ersatzwort |
„das wäre jetzt das Beste für unseren Klub“ |
„rannte gegen die tiefstehende Union an“ |
Notbehelf mit Bezeichnungsname und dessen Artikel |
„rannte gegen den tiefstehenden FC Union an“ |
„siegte über die Alemannia, die damit die erste Niederlage kassierte“ |
Notbehelf mit Ortsname und sachlichem Artikel |
„siegte über Alemannia Wilster, das damit die erste Niederlage kassierte“ |
Das Stichwort fiel schon, nun steht die Mehrzahlbildung im Brennpunkt. Es ist sehr fraglich, ob Vereinsnamen wie „Preußen“ und „Bayern“ so gedacht waren, daß die Spieler als Vertreter von Landsmannschaften, also als „die Preußen“ bzw. „die Bayern“ über den Rasen laufen (was hier mit dem oben beschriebenen Artikelgebrauch zusammenfällt). Wiederum ist nicht zu erkennen, weshalb ein Text „die Preußen führen 1:0“ besser sein soll als der Text „Preußen führt 1:0“, oder worin bei beiderlei Gebrauch die große Bereicherung liegt. Sind die Namen von Gebiet und Einwohnerschaft nicht identisch, wie z.B. bei Rheinland/Rheinländer, Thüringen/Thüringer, Holstein/Holsteiner, dann findet diese leichtfertige Pluralisierung ja auch nicht statt. Oder fragen wir anders: Mutiert man bei einem Wechsel zu Germania oder Teutonia tatsächlich über Nacht zu einem „Germanen“ bzw. „Teutonen“?! Gibt es Arminen, Borussen, Fortunen, Herthaner als Wörter überhaupt? Wo bleiben denn nur die Turbinen und die Dynamos, wo die Fortschrittlichen, die Einträchtigen und die Stürmer?
Die übergroße Mehrheit der Vereine trägt nur Bezeichnungsnamen, mit denen Pluralisierungen nicht machbar sind. Höchstens indirekt vermochte sich hier und dort eine Umschreibung durchzusetzen (VfR Mannheim = die Rasenspieler, VfR Neumünster = die Rasensportler, 1.FC Nürnberg = die Clubberer). Der Bedarf mag also vorhanden sein, die Gegebenheiten erlauben es aber nicht. Wenn wir bei den Bezeichnungsnamenklubs ohne Pluralisierungen auskommen müssen, können sie bei den Wortnamen- und Jahreszahlenklubs wohl kaum so nötig sein. Sich einerseits in Schlichtheit zu üben, andererseits alle sich bietenden sprachlichen Freiheiten sofort vollstens auszuschöpfen, das ergibt ein schiefes Bild. Mit ihrem unverkennbar pluralen Ursprung sollte nur „den Kickers“ durchgängig eine Sonderstellung gewährt werden. Auch wenn man in Norddeutschland zwar sogar lieber „von Kickers“ als „von den Kickers“ reden würde, muß das Weisungsrecht hier nunmal bei den süddeutschen Erfindern dieses Namens liegen. Damit wären „die Kickers“ dann zugleich für Wortnamen die einzige artikelgeleitete Kurzform, und sie höben das auf der anderen Seite mit „den Sportfreunden“ geschehene Ausscheren wieder auf. Ansonsten spielt der Außenverteidiger aber nicht bei den Bayern, sondern bei Bayern, sind weniger die Arminen-Fans mitgereist, als vielmehr die Arminia-Fans, greifen keine 05er an, sondern 05 tut es, usw. Wer in seinen Text Pluralformen einbauen möchte, dem stehen immer noch zahlreiche andere Möglichkeiten zur Verfügung (die Kölner, die Niedersachsen, die Süddeutschen, die Königsblauen, die Gäste, ...).